Samstag, 23. Juli 2005

You're nobody till somebody loves you
Wie lange muss man eigentlich noch aufbleiben, damit man gute Filme im Fernsehen sieht? Mir fehlt da langsam jede Motivation dafür, wirklich. Zum Glück habe ich ja auch einen Videorekorder, für den es nie zu spät ist, und der nie den Sinn des langen Aufbleibens hinterfragt. Genaugenommen schläft er sogar immer solange, bis der Film kommt und wacht dann erst auf, um ihn aufzunehmen. Solch praktische Programmierbarkeit auf eine Maschine zu verschwenden, ist doch eigentlich schwachsinnig. Wenn wir Menschen uns auf eine bestimmte Aufwachzeit programmieren könnten, ja das wäre toll. Schöne neue Welt, wie lange lässt du uns noch warten?

Ach ja, worüber wollte ich noch einmal schreiben? Videorekorder? Ja, genau. In der Nacht von Donnerstag auf Freitag also erwachte gegen zwei Uhr mein Videorekorder, um auf dem ZDF den Film "Swingers" mit Jon Favreau aufzunehmen. Favreau kennen wir alle noch aus "Friends" als den zeitweiligen reichen Freund von Monica in ihrer prä-Chandler Zeit. In "Swingers" gibt er einen Typen namens Mike, der nach einer schmerzhaften Trennung (Ende einer sechsjährigen Beziehung) von New York nach Los Angeles zieht. Seine Freundin hat ihn wegen einem anderen verlassen und er versucht sich nun, wie könnte er in L.A. auch anders, als Komiker und Schauspieler - natürlich erst einmal nur mit mäßigem Erfolg.

Mikes Freund Trent (Vince Vaughn, ich habe ihn gar nicht erkannt), mit einem ungleich größeren Selbstvertrauen ausgestattet, versucht ihn wieder unter Leute zu bringen, doch Mike tut sich natürlich ungemein schwer. Es sind diese Szenen, die zum Schreien komisch, aber auch zum Wegschauen peinlich sind, in denen der Film einen ironischen Blick auf den Trennungsschmerz wirft und die ihn so sehenswert machen.

Langsam kommt Mike dann wieder auf die Beine. Im letzten Teil des Films reicht sein Selbstbewusstsein immerhin aus, um ein dezentes Happy End herbeizuführen. Schön.


Und ohne es zu merken habe ich damit direkt hintereinander über zwei Doug-Liman-Filme geschrieben. Werde mir mehr von diesem Regisseur anschauen. Wenn ich mir einen Anrufbeantworter gekauft habe. Denn "Swingers" hatte gleich zwei herrliche Anrufbeantworterszenen. Toll. Vielen Dank zoomo, für den Tipp.

von drbierkrug um 20:22h| 0 Kommentare |kommentieren | Siehe auch: Rezension

 



Mittwoch, 20. Juli 2005

Über einen Film, der früher vielleicht anders geheißen hätte
"Mr. & Mrs. Smith" kam gestern bei uns im Kino. Der Film hat mir recht gut gefallen. Loben möchte ich die beiden Hauptdarsteller die ihre Sache souverän und gut gemacht haben, die Regie, die Doug Liman äußerst einfallsreich ausführte, sowie die musikalische Untermalung, die beweist, dass man heute lateinamerikanische Melodien auch einbauen kann, wenn der Film nicht in Lateinamerika spielt. Weniger gut gefallen hat mir ausgerechnet das Drehbuch, von dem man bei einer solche genialen Grundidee - Auftragskillerehepaar, bei dem die Partner nichts von der Tätigkeit ihres jeweilig Angetrauten wissen und das dann aufeinander angesetzt wird - eigentlich mehr erwarten dürfte. Leider hat sich der Schreiber wohl auf seinem schlauen Einfall ausgeruht und meinte, keine stringente Handlung entwickeln zu müssen.

Insgesamt überwog aber doch der positive Gesamteindruck den negativen Teileindruck.


(Ich melde mich dann, wenn meine Fähigkeit, klar verständliche, weniger geschwollene Sätze zu formulieren, wieder stärker ausgeprägt ist. Wenn dies hier ein Kritiker für Kritiken lesen würde, könnte ich meine Medienkarriere ja gleich an den Nagel hängen. Und das will ich nicht wollen.)

von drbierkrug um 16:45h| 0 Kommentare |kommentieren | Siehe auch: Rezension

 



Donnerstag, 7. Juli 2005

London Calling for Olympic Games
Was für famose Schriftarten. Wie vom Aushilfspraktikanten hingewurschtelt.

Als ich mir neulich endlich einmal "London Calling" von The Clash gekauft habe (ich bin noch jung und am Anfang meiner Plattensammelkarriere. Ganz ruhig ihr Musikliebhaber, die ihr mich schon schräg anschaut), ist er mir gar nicht aufgefallen, der kleine Aufkleber rechts oben auf der CD-Hülle. Auf diesem steht bei mir doch tatsächlich: "Restored, Remastered, Original Artwork". "Original Artwork"! Ein wichtiger Hinweis, weil, ganz ehrlich, das Cover sieht aus, wie für eine billige Compilation zusammengeschustert. Herrlich, dass extra darauf hingewiesen wird, dass es das Originalcover ist. Wirklich herrlich.

Das Album ist natürlich auch fantastisch.

von drbierkrug um 13:21h| 0 Kommentare |kommentieren | Siehe auch: Rezension

 



Sonntag, 12. Juni 2005

Verrat, Verrat; und danach ist Schiller krank
Gestern abend in Mannheim. "Schiller - Verrat, Verrat und hinten scheint die Sonne". Um es vorwegzunehmen: sehr lustig. Kabarett über die Dramen Schillers mit Michael Quast und Philipp Mosetter. Letzterer gibt den schusseligen Germanisten, der neben allerlei mutwilligem Unsinn auch einiges Vernünftiges über Schillers Werke zu sagen hat, gleichzeitig aber auch gerne zu seinem Privatleben als Losergestalt abschweift. Quast macht den enthusiastischen Rezitator, der nicht nur Auszüge widergibt, sondern mit seinem erstaunlichen Geräuschimitationstalent auch gleich das Ambiente dazu schafft. So geht es durch den ersten Teil des Abends: Mosetter gibt Anmerkungen und führt zur Erklärung fast jeder Stelle eine von Schillers Krankheiten an, Quast gibt phänomenale Kurzzusammenfassungen der Stücke, besonders glückt ihm dabei die der "Maria Stuart", die an Kürze und Genauigkeit kaum zu überbieten ist.

Nach der Pause geht es dann ausführlich an den Tell. Quast nutzt den Schweizer Dialekt und die den Schweizern stets unterstellte Langsamkeit sehr zur Unterhaltung des Publikums und eröffnet damit eine ganz neue Perspektive auf die erste Szene im ersten Aufzug. Mosetter wirft immer wieder die entscheidende Frage dazwischen: "Wo ist der Tell?" Einige altkluge Germanistenausführungen später weiß das Publikum dann, warum Schiller seine Hauptfigur "so selten" auftreten lässt, warum der Leuthold (wer?) die wichtigste Figur des Stücks ist und warum das Behältnis, aus dem Tell seine Pfeile nimmt, bei Schiller "Goller" und nicht "Koller" heißt. Geßler wird als FDP-Sympathisant entlarvt und die Knechte werden unter großem Applaus des vom Licht der Aufklärung angestrahlten Publikums befreit. Vorhang!

Mir hat das Programm sehr gut gefallen. Die beiden Kabarettisten gehen mit keinem falschen Anspruch zu Werke und vermögen es trotzdem, dem Publikum Schiller auf eine ganz neue und frische Art nahezubringen. Manchmal veralbern sie damit den guten alten klassischen Schiller, manchmal zeigen sie aber auch nur die Albernheit auf, die wir bisher nicht zu erkennen vermochten. Sehr zum Lachen.

von drbierkrug um 13:56h| 0 Kommentare |kommentieren | Siehe auch: Rezension

 



Freitag, 20. Mai 2005

Die Rache der Episoden IV - VI
Ich mochte Episode III. Weil ich mitgelitten habe, besonders in dem einen entscheidenden Moment, in dem Anakin sich für die dunkle Seite entscheidet. Ich saß im Kino und dachte verzweifelt: "Nein, tu's nicht, siehst du denn nicht, dass der Sithlord dich reinlegt, nein, das kannst du doch nicht machen, ich weiß, du wirst es tun, aber bitte, tu's doch einfach nicht." Es lag wohl nicht wirklich am Drehbuch, dessen Dialoge einmal mehr hölzern waren wie geschnitzte Heiligenfiguren, dass mich Episode III so mitgenommen hat. Wahrscheinlich habe ich so mitgefiebert, weil ich diesmal wusste, wie es ausgeht.

von drbierkrug um 00:55h| 0 Kommentare |kommentieren | Siehe auch: Rezension

 



Mittwoch, 4. Mai 2005

Speed Of Sound
- "Ich höre gerade die neue Coldplay."
- "Und, wie hört sie sich an?"
- "Wie die neue Coldplay."
- "Damit habe ich gerechnet."
- "Ehrlich? Mich hat das ganz schön überrascht."
- "Überraschungen sind doch etwas tolles."
- "Da hast du recht. Was wäre das Leben ohne Überraschungen?"
- "Berechenbar."
- "Genau."

von drbierkrug um 23:50h| 0 Kommentare |kommentieren | Siehe auch: Rezension

 



Freitag, 8. April 2005

Dr. Bierkrug's Music Week In Review (Week Of April 4th)
Diese Woche hat sich musikalisch Einiges bei mir ereignet. Ich habe nämlich einige neue tolle Lieder entdeckt und dabei eine gewisse Affinität meinerseits zu dämlichen Texten entdeckt.

Da wäre zuerst einmal Michael Bublés "Feeling Good". Musikalisch klingt es wie der Titelsong zu einem James-Bond-Film, der nie gedreht wurde, bombastisches Big-Band-Getöse mit einem ganz wunderbaren Gesang. Dann aber der Text: dass er sich gut fühlt, teilt uns der Sänger mit, so wie die Fische im Wasser, die Vögel in der Luft und die Sonne am Himmel. Mal abgesehen davon, dass ich nicht glaube, dass die Fische sich besonders viel toller im Wasser fühlen als andere Lebewesen in anderer Umgebung, passt das natürlich überhaupt nicht zur Musik, die eigentlich verheißungsvoll daraufhindeutet, dass gleich jemand vor Maschinengewehrfeuer wegrennt und dann alles in die Luft fliegt. Tja, und trotzdem mag ich das Lied, auch wenn mir mein Verstand sagt, dass ich mich überhaupt nicht gut dabei fühlen sollte.

Das zweite tolle Lied mit dämlichem Text, das ich in dieser Woche entdeckt habe, stammt von LCD Soundsytem und heißt "On Repeat". Klingt wie "funky Kraftwerk". Früher hätte ich zu so etwas eigentlich "Elektroscheiß" gesagt, jetzt finde ich es ziemlich großartig. Auch wieder trotz des dämlichen Texts: "There's a beat on repeat." Als würde man das nicht selber merken. Natürlich wiederholt sich da ein Beat die ganze lange Zeit von sieben Minuten. Darauf muss man doch nicht extra hinweisen. Trotzdem ein toller Song.

Wo wir eben "Feeling Good" hatten: Auf dem manchmal tollen, manchmal schrecklichen Sender "Das Ding" lief eben die neue Single von den Gorillaz mit dem Namen "Feel Good". Klang vielversprechend und irgendwie nach Outkast. Also vielversprechend.

Sich gut fühlend


Dr. Bierkrug

PS: "Up The Bracket" ist das bessere Album, aber "The Libertines" hat die besseren Songs. Ha!

Weiterhin: Der Randy Newman Song, der immer im Titel der famosen Krimiserie "Monk" läuft, geht in etwa so:

It's jungle out there, disorder and confusion everywhere,
no one seems to care; well I do: hey, who's in charge here?
It's jungle out there, wars in the very air we breathe. (?)
You know what's in the water, did you drink?
Well I do ... (?)
People think I'm crazy, it's their worry all the time,
You payed attention, you'd be worried too.
To better pay attention for this world we love so much,
might just kill you.
I could be wrong now, but I don't think so,
'cause there's jungle out there, there's jungle out there.

von drbierkrug um 18:57h| 0 Kommentare |kommentieren | Siehe auch: Rezension

 



Sonntag, 6. März 2005

In Erinnerung an eine tolle Simpsons-Folge
Wirklich klasse, diese Simpsons-FolgeEpisode gestern, die auf humorvolle (wie sonst?) Weise das Thema Medienkonzentration aufgriff.

Zum Inhalt: Mister Burns will einmal mehr vom Volk geliebt werden und kauft alle Zeitungen und Fernsehsender der Stadt, um so mediale Beeinflussung auszuüben. Zugleich gibt Lisa eine Zeitung heraus, die schließlich zum einzigen unabhängigen Blatt Springfields wird. Natürlich beginnt Burns einen Kleinkrieg gegen sie, den er zunächst auch gewinnt. Lisa gibt ihre "Red Dress Press" schließlich nach allerlei Schikanen auf. Doch auf einmal eifern die Bewohner von Springfield ihrem Vorbild nach: jeder bringt seine eigene Zeitung heraus. Daraufhin gibt Burns dann doch seinen Plan von der absoluten Medienkontrolle auf.

Die Macher der Simpsons haben mich damit aufs Neue von ihrer Genialität überzeugt. Eine Geschichte zu erzählen, deren zentrale Botschaft im Grunde darin liegt, dass die Medienkonzentration nicht zu einem einseitigen Meinungsbild führen wird, weil Internet und Blogs nicht zu kontrollieren sind, ohne dass auch nur ein einziges Mal Internet oder Blogs auftauchen: zu solcherlei bedarf es eines ganz besonderen Talentes. Dass Mister Burns am Ende aufgibt, zeigt die Überzeugung der Macher, dass die Meinungsfreiheit nicht so leicht zum Einsturz zu bringen sein wird. Die Simpsons wären aber auch nicht die Simpsons, wenn am Ende nicht über die unvermeidliche Meta-Ebene doch noch an der eigenen Idee gesägt würde. Warum sonst meinen Mister Burns und Mister Smithers am Ende in seliger Übereinstimmung, dass Rupert Murdoch doch wirklich ein toller Kerl sei?

von drbierkrug um 15:35h| 0 Kommentare |kommentieren | Siehe auch: Rezension

 



Sonntag, 27. Februar 2005

Zeitreisenliebesgeschichten
Und nach jeder romantischen Hollywood-Komödie, die ich sehe, nehme ich mir vor, weniger sarkastisch und dafür ernsthafter, lieber und mehr "richtig lustig" zu sein. Mal sehen, wie lange ich es diesmal (nach "Kate&Leopold" auf SAT.1 gestern abend) durchhalte.

Der Film war übrigens ganz wunderbar, weil ich ihn trotz allen Brüchen mit der Logik schön fand.

von drbierkrug um 12:21h| 0 Kommentare |kommentieren | Siehe auch: Rezension

 



Sonntag, 16. Januar 2005

Fragmentbesprechung als Zeitvertreib
Auch wenn es wahrscheinlich schon jeder weiß: Adam Green ist genial. Sein neues Album "Gemstones" ist entsprechend ebenfalls genial. Ganz große Kunst. Sieht man vom gewöhnungsbedürftigen, aber ganz wunderbaren Titelstück ab, finden sich auf der Platte ausschließlich Ohrwürmer. Ganz besonders fantastisch: hat man sich ausreichend über die Texte schlapp gelacht, kann man sich ausgiebig den raffinierten Harmonien widmen. Und danach wieder über das Cover mit dem schrecklichen Bild und dem albernen Glitzereffekt lachen. Und überhaupt: sich an einem der tollsten Songwriter weit und breit erfreuen.

von drbierkrug um 18:55h| 0 Kommentare |kommentieren | Siehe auch: Rezension