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Montag, 28. Mai 2007
Besuch in der Heimat
Mein gerade siebzigjähriger Großonkel meinte auf seiner Geburtstagsfeier zu meinen Cousins und mir, heute sei es viel einfacher eine Frau zu finden, nachdem seine Altergenossen und er "den ganzä Kruschd weggheirated" hätten.
Mein Opa meinte zu der Freundin meines Onkels, die fünfmal in der Woche in die Kirche geht: "Das ist ja schlimmer als bei der HJ. Da mussten wir nur viermal hin."
Meine Oma hat einen neuen Hund, einen edlen Zucht-Dackel, der in seinem beeindruckenden Stammbaum unter anderem einen Gundolf von der Zickzackwiese stehen hat. Trotzdem beißt er wie wild.
Mein Opa meinte zu der Freundin meines Onkels, die fünfmal in der Woche in die Kirche geht: "Das ist ja schlimmer als bei der HJ. Da mussten wir nur viermal hin."
Meine Oma hat einen neuen Hund, einen edlen Zucht-Dackel, der in seinem beeindruckenden Stammbaum unter anderem einen Gundolf von der Zickzackwiese stehen hat. Trotzdem beißt er wie wild.
Montag, 21. Mai 2007
Linkdump
Daniel Chesterfield, Magicien [via]
Monty Python - The Spanish Inquisition
World Series of Uno
Whose Line Is It Anyway - African Chant
Monty Python - The Spanish Inquisition
World Series of Uno
Whose Line Is It Anyway - African Chant
Sonntag, 20. Mai 2007
Spartakuss, der : Zärtliches Zusammenschlagen der Köpfe durch zwei sich nahestehende Personen. In Sparta entwickelt, um den Eskimos im Bereich der Romantik nicht mehr unterlegen zu sein (s. Eskimokuss, der).
Samstag, 19. Mai 2007
Gazprom, unser Gaslieferant der Herzen.
Doppelagent gesucht - gutes Gedächtnis Pflicht
Gestern rief Herr Z. im Büro an. Ich erkannte ihn gleich an seinem leichten Akzent und dem jammrigen Ton in der Stimme. Damit war ich Herrn Z. schon voraus, denn er selbst konnte sich an seinen Namen nicht erinnern: "Hier ist, äh, äh, äh, äh, äh, wie heiße ich nochmal?" War es nun höflich oder unhöflich, dass ich ihm seinen eigenen Namen nicht nannte?
Verspäteter Beitrag zur Oett- bzw. Filbinger-Debatte
Deutschland, das Land der Richter und Henker.
Donnerstag, 17. Mai 2007
Dass man im Osten den Vatertag "Männertag" nennt, habe ich ja auch nie gewusst.
Montag, 14. Mai 2007
In der Hölle
Den merkwürdigsten Tagesausflug, den mein Kumpel P. und ich vielleicht jemals unternommen haben, war der in die Hölle.
„Hallo, ich bin der Tino und für die nächsten zwei Stunden ihr Reiseführer.“, begrüßte uns Tino, unser Reiseführer, als wir nach einer ziemlich strapaziösen Anreise (so eine gemütliche Fähre wie bei den Griechen gab es leider nicht) endlich im Vorhof der Hölle angekommen waren. Unsere Reisegruppe war ein buntgemischter Haufen von Rucksacktouristen, Eltern mit Kindern und Rentnern. Von letzteren fiel mir sogleich eine Dame im beigen Kleid mit Hut auf, die gemeinsam mit ihren zwei gealterten Freundinnen ständig nervös in der Gegend umherblickte und „Wenn der Hans hier nicht irgendwo ist...“ murmelte. Tino sagte: „So, dann wollen wir uns mal auf den Weg machen.“, und hielt – wenig originell – einen Dreizack als Erkennungszeichen in die Höhe: „Folgen sie mir einfach.“
Wir dackelten also Tino hinterher und hier ist nun wohl eine kleine Beschreibung der Umgebung gefordert: Die Hölle sieht nämlich keineswegs so aus, wie man sie aus den Prospekten des Fremdenverkehrsamtes kennt – feurig, rot glühend, höhlenartig und all das. Das ist – wie nur die wenigsten wissen – bloß ein kleiner Teil. Der weitaus größere besteht aus einem stillgelegten Industriegebiet mit angrenzendem stillgelegtem Güterbahnhof. Über dieses führte uns also Tino, immer wieder an kleinen Sehenswürdigkeiten wie Folterinstrumenten oder ähnlichem anhaltend. Diese waren nicht von besonderem Interesse und selbst ein japanischer Mittourist fotografierte sie bloß pflichtschuldig. Viel interessanter waren natürlich die „Insassen“ der „Anstalt“, wie Tino es ausdrückte. Da waren zum Beispiel: Mao, heftig in einen Disput mit Kim-Il-Sung über die richtige Zubereitung von Nudelsuppe vertieft; Walt Disney, sein viertes Gnadengesuch verfassend; Hitler und Stalin, eine Runde Polen-Teilen spielend (als wir die beiden verließen, zischte Hitler unserem Reiseleiter Tino übrigens „Und so ätwas nännt säch Föhrer!“ hinterher, kein Witz!);
Die Dame in dem beigen Kleid wurde mit der Zeit immer ungeduldiger und fing an, Tino zu bedrängen. Wo denn der Hans, ihr verstorbener Mann, möge er in der Hölle schmoren – ach halt, darum gehe es ja gerade... Wo also besagter Hans sei, sie habe ihm noch so einiges zu sagen. Tino musste sie enttäuschen, persönliche Besuche seien nicht gern gesehen, aber dafür – als Ausgleich und besonderes Schmankerl sozusagen – mache man sich nun auf den Weg zum Fürst der Finsternis, dem Teufel persönlich. „Dachte ich mir, dass der Hans es hier weit bringt.“, sagte die Dame in dem beigen Kleid, wurde dann jedoch von ihren Freundinnen ob ihres Irrtums aufgeklärt.
Die Begegnung mit dem Teufel war eine schrecklich enttäuschende. Vermutlich erwarteten wir alle einfach zu viel. Denn der Teufel war keineswegs der lustige Geselle, als den man ihn etwa aus dem Faust kennt, sondern – ich kann es nicht anders sagen – ein frustrierter Verwaltungsbeamter. Vom jahrehundertelangen Menschenquälen wohl müde und vom häufigen Empfang von Besuchern schon längst gelangweilt, gab er sich uns gegenüber schon gar keine Mühe mehr, irgendwie charmant oder furchteinflößend zu wirken. Routiniert beantwortete er einige Fragen, wobei er nicht aufhörte, seine abgeschriebenen Bleistifte zu spitzen. Ehrlich gesagt waren wir alle froh, als wir endlich aus seinem Büro wieder herauskamen.
Damit war unsere Führung zu Ende. Tino verabschiedete sich am Ausgang, wir applaudierten brav und begaben uns gerade auf den Heimweg , als sich folgendes zutrug: Aus dem nahegelegen Fegefeuer schritt ein älterer Herr in einem beigen Pullover, unter dem der Kragen eines karierten Hemds hervorschaute. „Hans!“, schrie die Dame in dem beigen Kleid und rannte auf die bei dem Ausruf entsetzt in sich zusammensinkende Gestalt zu: Was er denn hier mache, warum er nicht in der Hölle sei und vieles mehr – manches davon schwer beleidigend – brüllte sie ihrem Ex-Mann ins Ohr, der, erst nach geraumer Zeit zu Wort kommend, sich schließlich erklärte: Er sei nicht in die Hölle gekommen, nur ins Fegefeuer, das er jetzt aber auch hinter sich habe, und überhaupt freue er sich schon auf seine baldige Himmelfahrt. „Du? In den Himmel?“, konnte es die Dame in dem beigen Kleid nicht glauben, „Nach alle was Du mir angetan hast?“ Ihr Mann, der wohl jahrzehntelang unter ihrer Fuchtel gestanden hatte, ließ sich diese Worte dann doch nicht gefallen: „Wer hat denn hier wen umgebracht?!“, schrie er sie an und begann sodann, sämtliche sonstigen Grausamkeiten aufzuzählen, die er von ihr zu erdulden gehabt hatte.
Mein Kumpel P. und ich beschlossen, dass wir jetzt besser zurückfahren und die Beiden alleine lassen sollten. Sie hatten sicher vieles zu besprechen.
„Hallo, ich bin der Tino und für die nächsten zwei Stunden ihr Reiseführer.“, begrüßte uns Tino, unser Reiseführer, als wir nach einer ziemlich strapaziösen Anreise (so eine gemütliche Fähre wie bei den Griechen gab es leider nicht) endlich im Vorhof der Hölle angekommen waren. Unsere Reisegruppe war ein buntgemischter Haufen von Rucksacktouristen, Eltern mit Kindern und Rentnern. Von letzteren fiel mir sogleich eine Dame im beigen Kleid mit Hut auf, die gemeinsam mit ihren zwei gealterten Freundinnen ständig nervös in der Gegend umherblickte und „Wenn der Hans hier nicht irgendwo ist...“ murmelte. Tino sagte: „So, dann wollen wir uns mal auf den Weg machen.“, und hielt – wenig originell – einen Dreizack als Erkennungszeichen in die Höhe: „Folgen sie mir einfach.“
Wir dackelten also Tino hinterher und hier ist nun wohl eine kleine Beschreibung der Umgebung gefordert: Die Hölle sieht nämlich keineswegs so aus, wie man sie aus den Prospekten des Fremdenverkehrsamtes kennt – feurig, rot glühend, höhlenartig und all das. Das ist – wie nur die wenigsten wissen – bloß ein kleiner Teil. Der weitaus größere besteht aus einem stillgelegten Industriegebiet mit angrenzendem stillgelegtem Güterbahnhof. Über dieses führte uns also Tino, immer wieder an kleinen Sehenswürdigkeiten wie Folterinstrumenten oder ähnlichem anhaltend. Diese waren nicht von besonderem Interesse und selbst ein japanischer Mittourist fotografierte sie bloß pflichtschuldig. Viel interessanter waren natürlich die „Insassen“ der „Anstalt“, wie Tino es ausdrückte. Da waren zum Beispiel: Mao, heftig in einen Disput mit Kim-Il-Sung über die richtige Zubereitung von Nudelsuppe vertieft; Walt Disney, sein viertes Gnadengesuch verfassend; Hitler und Stalin, eine Runde Polen-Teilen spielend (als wir die beiden verließen, zischte Hitler unserem Reiseleiter Tino übrigens „Und so ätwas nännt säch Föhrer!“ hinterher, kein Witz!);
Die Dame in dem beigen Kleid wurde mit der Zeit immer ungeduldiger und fing an, Tino zu bedrängen. Wo denn der Hans, ihr verstorbener Mann, möge er in der Hölle schmoren – ach halt, darum gehe es ja gerade... Wo also besagter Hans sei, sie habe ihm noch so einiges zu sagen. Tino musste sie enttäuschen, persönliche Besuche seien nicht gern gesehen, aber dafür – als Ausgleich und besonderes Schmankerl sozusagen – mache man sich nun auf den Weg zum Fürst der Finsternis, dem Teufel persönlich. „Dachte ich mir, dass der Hans es hier weit bringt.“, sagte die Dame in dem beigen Kleid, wurde dann jedoch von ihren Freundinnen ob ihres Irrtums aufgeklärt.
Die Begegnung mit dem Teufel war eine schrecklich enttäuschende. Vermutlich erwarteten wir alle einfach zu viel. Denn der Teufel war keineswegs der lustige Geselle, als den man ihn etwa aus dem Faust kennt, sondern – ich kann es nicht anders sagen – ein frustrierter Verwaltungsbeamter. Vom jahrehundertelangen Menschenquälen wohl müde und vom häufigen Empfang von Besuchern schon längst gelangweilt, gab er sich uns gegenüber schon gar keine Mühe mehr, irgendwie charmant oder furchteinflößend zu wirken. Routiniert beantwortete er einige Fragen, wobei er nicht aufhörte, seine abgeschriebenen Bleistifte zu spitzen. Ehrlich gesagt waren wir alle froh, als wir endlich aus seinem Büro wieder herauskamen.
Damit war unsere Führung zu Ende. Tino verabschiedete sich am Ausgang, wir applaudierten brav und begaben uns gerade auf den Heimweg , als sich folgendes zutrug: Aus dem nahegelegen Fegefeuer schritt ein älterer Herr in einem beigen Pullover, unter dem der Kragen eines karierten Hemds hervorschaute. „Hans!“, schrie die Dame in dem beigen Kleid und rannte auf die bei dem Ausruf entsetzt in sich zusammensinkende Gestalt zu: Was er denn hier mache, warum er nicht in der Hölle sei und vieles mehr – manches davon schwer beleidigend – brüllte sie ihrem Ex-Mann ins Ohr, der, erst nach geraumer Zeit zu Wort kommend, sich schließlich erklärte: Er sei nicht in die Hölle gekommen, nur ins Fegefeuer, das er jetzt aber auch hinter sich habe, und überhaupt freue er sich schon auf seine baldige Himmelfahrt. „Du? In den Himmel?“, konnte es die Dame in dem beigen Kleid nicht glauben, „Nach alle was Du mir angetan hast?“ Ihr Mann, der wohl jahrzehntelang unter ihrer Fuchtel gestanden hatte, ließ sich diese Worte dann doch nicht gefallen: „Wer hat denn hier wen umgebracht?!“, schrie er sie an und begann sodann, sämtliche sonstigen Grausamkeiten aufzuzählen, die er von ihr zu erdulden gehabt hatte.
Mein Kumpel P. und ich beschlossen, dass wir jetzt besser zurückfahren und die Beiden alleine lassen sollten. Sie hatten sicher vieles zu besprechen.
Beim Warten
Der Mann mit dem Rollkoffer an dem Bahnhof, der, wohl den Anblick eines lesenden Exemplars der Gattung Mensch nicht gewöhnt, sich vor mich stellte, die Augen hinter seiner kleinen Brille zusammenkniff, um den Titel des Buches zu entziffern, dem ich , bis der Mann derart auffällig aufgetaucht war, meine Aufmerksamkeit geschenkt hatte, und sodann anerkennend die Augenbrauen hochzog, anerkennend das Kinn vorschob, anerkennend bedächtig nickte und - wahrscheinlich anerkennend - davon schlenderte. Was ich bei philosophischer Lektüre vielleicht verstanden hätte, nicht jedoch unbedingt bei einem schlichten Roman.
Donnerstag, 10. Mai 2007
Anstatt dass
Surreale Momente am Fließband: Ein Zug hält an, damit ein Mann einige Zettel in die Lok hineinreichen kann. Frauen mit Achtzigerjahre-Frisuren und David-Lynch-Film-Look schauen zu. Eine Minute stehe ich neben einem Bekannten, ohne es zu bemerken. Menschen ohne Ahnung fabulieren munter vor sich her (okay, das ist nicht surreal). Im Herzen die Hoffnung, irgendwann gäbe einem einer der Flyerverteiler einen Flyer mit der Aufschrift "Flyer sind doof.". Dazu die ganze Zeit einen Comedian-Harmonists-Song im Ohr, beziehungsweise die zwei Zeilen davon, die ich kenne. Schönster Tag der Woche.
Mittwoch, 9. Mai 2007
Murph and The Magic Tones
Die Snooker-WM fand in der Nacht zum Dienstag ihr Ende in einem hochdramatischen, wenngleich nicht hochklassigen Match, das John Higgins gegen Mark Selby mit 18-13 für sich entschied. Zuvor gab es 17 Festtage für den Snookerfan: Es begann sehr vielversprechend mit dem frühen Ausscheiden des Graeme Dott (diese widerlichen Engelslocken, also wirklich...) und ging erfreulich weiter mit schönen Spielen von Matthew Stevens und Ronnie O'Sullivan. Letzterer schied dann gegen Higgins aus, verzichtete aber auch dabei nicht auf geniale Aktionen: Unvergesslich, wie er nach einem Sieben-Meter-Stellungsball dem Schiedsrichter sagte, der könne die Schwarze ruhig wieder aufsetzen, die Weiße werde schon daran vorbeilaufen. Stevens ließ sich von Murphy auf unfassbare Weise die Halbfinalteilname klauen, gut dass ich das nicht ansehen musste. Dafür schied Murphy gegen Selby aus, der sich spätestens an diesem Abend mit seinem Humor zum Publikumsliebling entwickelte. Rolf Kalb moderierte das ganze routiniert, brachte aber bei zu vielen Gelegenheiten Werbung unter ("Bei unserem Sponsor finden sie optimale Produkte in Sachen Vermögensverwaltung..."). Hin und wieder merkte man leider, dass sein Sachverstand auch nur mittelgut ist. Die neue Saison beginnt im August, wahrscheinlich wird auch ein Turnier in Deutschland gespielt.
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