Ich und Geschenkpapier
Es gibt Dinge, mit denen stehe ich auf Kriegsfuß. Wie schon angedeutet sind das zum Beispiel Jeans in Stiefeln. Wobei mich die Jeans gar nicht so stören, es sind mehr die Stiefel. Die Jeans sind mehr die Kollateralschäden im Kampf um ihre eigene Befreiung aus den Stiefeln. Wenn die Jeans also die Irakis sind und die Stiefel Saddam Hussein, dann bin ich George W. Bush. Oder so. Aber das sollte jetzt eigentlich gar nicht das Thema werden.

Mir geht es nämlich um ein ganz anderes Ding, mit dem ich mir einen Kriegsfußstehplatz teile: Geschenkpapier. Ist ja gerade wieder aktuell, bzw. wird es für die meisten von uns am 22.12., wenn die Weihnachtsgeschenke gekauft werden. Und das ist schrecklich, denn Geschenkpapier ist eine Erfindung Satans persönlich.

Womit ich nichts gegen die Idee des Geschenkeverpackens an sich gesagt haben will: Eigentlich ist es ja ganz schön, den Moment, zu dem der Beschenkte erfährt, was er da bekommt, ein wenig herauszuzögern. Vorfreude ist bekanntlich, nicht wahr, Ihr wisst schon... Und wenn das Geschenk nicht gefällt, dann hat man sich wenigstens Mühe mit der Verpackung gegeben. Zudem hat der Beschenkte die Möglichkeit, wenn er frühzeitig erahnt, dass er nur Mist bekommt, sich eine freudige Miene zurechtzulegen, um seine Enttäuschung zu verbergen.

Nein, mein Problem mit dem Geschenkpapier ist, dass es nicht das tut, was ich von ihm erwarte. Den Akt des Geschenkverpackens muss man sich bei mir etwa so vorstellen:

Zunächst schneide ich nach kurzer Betrachtung des Geschenks eine für großzügig erachtete Fläche Geschenkpapiers ab. Beim ersten Packversuch muss ich schnell feststellen, dass das Papier in alle richtigen nicht ausreicht. Also nochmal Papier schneiden, diesmal aber wirklich viel. Schon bald stelle ich fest, dass es wieder eine eher knappe Menge Papier ist und komisch aussehen wird. Aber egal, ich kann ja nicht schon wieder, nicht wahr? Außerdem sieht man dann auch gleich, dass ich es selbst verpackt habe, das gibt einen Sympathiepunktebonus.

Also weiter. Geschenk aufs Papier, einschlagen, falten, nanuwarumistdassokrumm? Müsste doch eigentlich klappen. Lieber nochmal mathematisch betrachten: Wenn ich hier die Ecke hochklappe, sollte... Nein, praktisch ist das wohl nicht so. Nochmal alles wieder auseinander, besser. Mist, jetzt ist das Papier schon total verknittert. Und hat einen kleinen Riss. Aber egal, das ist nicht Dilettantismus, sondern mein Geschenkverpackungsstil.

Das geht eine Weile so vor sich hin, bis das Geschenk irgendwann so ausreichend umwickelt ist, dass es nicht mehr ohne weiteres gesehen werden kann und auch nicht zu den Seiten herausfällt. Aber wo bloß ist der Tesa, um diesen Erfolg festzuhalten? Um ihn zu suchen, muss ich das Geschenk in einen komplizierten Klammergriff nehmen, um alle Stellen zu fassen zu bekommen. Das bloß kein Prozentpünktchen auf der nach unten offenen Verpacktheitsskala verloren geht.

Irgendwann ist es dann geschafft. Das Papier wirft seltsame Falten und irgendwie scheint das Geschenk auch nicht mehr die selbe Form wie zuvor zu haben. Aber egal, dann erkennt man wenigstens nicht gleich von außen, dass es ein Buch ist.

Ja, so in etwa läuft das ab. Und ich werde das Gefühl nicht los, dass ich auch diese Weihnachten wieder gegen das widerspenstige Faschistengeschenkpapier verlieren werde.

Schöne Grüße von der Front,
Dr. Bierkrug
Montag, 10. Dezember 2007, 12:41, von drbierkrug | |comment | Siehe auch: Unsinn