Die große d
S. und ich gestern in Kassel zur documenta 12. Erster Eindruck: Viel Großartiges, viel Quatsch. Quatsch im Sinne von: ungroßartiger Quatsch. Der Reihe nach:
Erste Station Schloss Wilhelmshöhe. Vor welchem am Hang ein großes Reisfeld ausgehoben wurde. Erste Idee, K. ein Photo mitsamt Text "Es gibt Reis, Baby!" zu schicken, mangels Photohandy verworfen. Zweite Idee, ein sich an diesem Tag im Schloss das Ja-Wort gebendes Paar mit Reis zu bewerfen, mangels Erntereifheit des Getreides ebenfalls nicht verwirklicht. Im Schloss sind einige documenta-Werke in die Dauerschau bzw. in die Ausstellung (hauptsächlich alte Schinken) integriert, was manchmal interessante Kontraste hervorruft und manchmal so aussieht, als wäre einfach nicht genug Platz gewesen. Wirklich in Erinnerung ist mir keines der Werke dort geblieben.
Weiter ins Zentrum Kassels, der Stadt mit einer der höchsten Waschbärdichten Europas. Im Fridericianum fängt es mit der Kunst nämlich erst richtig an: Gleich im ersten Stock kann man eine zwanzigminütige Performance bestaunen, die daraus besteht, dass zwei Männer und eine Frau in einem Netz aus Seilen herumklettern und gelegentlich in darin eingenähte Kleidungsstücke schlüpfen. Sehr abgefahren und definitiv nur mit ehrfürchtigem Staunen betrachtbar. Die vielen anderen Zuschauer drumherum nerven aber. Der anschließende Raum ist nahezu vollständig vom gewölbtem Plexiglas und den gebogenen Metallstangen Cosima von Bonins in Beschlag genommen. Auch hier zu viele Leute, sonst ziemlich gewaltig. Mein persönlicher documenta-Höhepunkt erwartete mich aber erst etwas weiter: Die Videoprojektion einer Aktion eines chinesischen Künstlers aus dem Jahr 2004 mit dem schönen Titel "Safely Crossing Lin Yue Road" (Name von der Redaktion aus Erinnerungsnot teilweise erfunden). Die Aktion bestand daraus, dass der Künstler eine mannshohe Mauer aus vier Stapeln Ziegelsteinen am Rand der mitunter sehr befahrenen Straße aufbaute, um dann den jeweils letzten Stapel hinten ab- und vorne wieder aufzubauen, sich dabei langsam über die Straße bewegend. Vor lauter Begeisterung schauten wir uns wohl fast die Hälfte des 37-Minuten-Filmchens an.
Kaum minder faszinierend war die simultane Vorführung des letzten WM-Finales auf neun im Halbkreis angeordneten Flachbildschirmen aus unterschiedlichen Kameraperspektiven. Neben der Überwachungskamera des Parkhauses lief da das bekannte Fernsehbild, die Zidane-Kamera (wir waren leider nur Anfang der zweiten Hälfte dort), die Trainer-Kamera, die Olympia-Stadion-Fernkamera und ähnliches. Phänomenalerweise gab es auch noch den Originalton der Regie zu hören, also was sich der Regisseur und seine Untergebenen während der Übertragung zuriefen ("Gib mir die zwölf. Haben wir ein Bild von dem Neuen? Linienrichter! LINIENRICHTER!").
Nach dem Fridericianum war die documenta-Halle an der Reihe, welche aber enttäuschte. Aufgrund der wirren Anordnung von allerlei Krimskrams sah es dort wie im Inneren eines gigantischen Puppenhauses aus, dass ein Kind nicht nur mit den vorgesehenen Puppen, sondern auch mit seinen sonstigen Spielsachen aufgefüllt hat. (Ausgestopfte Giraffe aus palästinensischem Zoo... Echt jetzt.)
Etwas weiter (den Berg runter) steht auf einer Wiese ein großes, semischönes und klimaanlagengekühltes Treibhaus mit weiteren Werken, auch dem ein oder anderen schönen. Zum Beispiel eine Art Wohncontainer, an dem kleine Brettchen mit frischen Kuchenstückchen angebracht sind. Oder ein Raum mit einigen E-Gitarren, die hin und wieder (wie) zufällig einen Akkord von sich geben. Oder drei Flachbildschirmen, die in einem Drei-Minuten-Loop einfach nur Rot leuchten. Vor dem Pavillon befindet sich das mittlerweile zu einiger Kurzzeitberühmtheit gelangte, weil eingestürzte Werk des Ai Wei Wei. In der Tat ist es sehr ästhetisch zusammengestürzt und hinterlässt einigen Eindruck. Den Türen aus abgerissenen chinesischen Häusern, aus denen es gebaut ist, bleibt aber auch nichts erspart.
Ansonsten? Hat Kassel unglaublich viele Nordsee-Filialen, stellenweise alle zwanzig Meter eine. Genossen wir den Service eines ziemlich unglaublichen Deutsche-Bahn-Erfrischungen-Verkäufers ("Ein Bier? Kost' zwei zwanzisch und schmeckt nisch ranzisch."). Machen wir das in fünf Jahren sicherlich wieder.
Erste Station Schloss Wilhelmshöhe. Vor welchem am Hang ein großes Reisfeld ausgehoben wurde. Erste Idee, K. ein Photo mitsamt Text "Es gibt Reis, Baby!" zu schicken, mangels Photohandy verworfen. Zweite Idee, ein sich an diesem Tag im Schloss das Ja-Wort gebendes Paar mit Reis zu bewerfen, mangels Erntereifheit des Getreides ebenfalls nicht verwirklicht. Im Schloss sind einige documenta-Werke in die Dauerschau bzw. in die Ausstellung (hauptsächlich alte Schinken) integriert, was manchmal interessante Kontraste hervorruft und manchmal so aussieht, als wäre einfach nicht genug Platz gewesen. Wirklich in Erinnerung ist mir keines der Werke dort geblieben.
Weiter ins Zentrum Kassels, der Stadt mit einer der höchsten Waschbärdichten Europas. Im Fridericianum fängt es mit der Kunst nämlich erst richtig an: Gleich im ersten Stock kann man eine zwanzigminütige Performance bestaunen, die daraus besteht, dass zwei Männer und eine Frau in einem Netz aus Seilen herumklettern und gelegentlich in darin eingenähte Kleidungsstücke schlüpfen. Sehr abgefahren und definitiv nur mit ehrfürchtigem Staunen betrachtbar. Die vielen anderen Zuschauer drumherum nerven aber. Der anschließende Raum ist nahezu vollständig vom gewölbtem Plexiglas und den gebogenen Metallstangen Cosima von Bonins in Beschlag genommen. Auch hier zu viele Leute, sonst ziemlich gewaltig. Mein persönlicher documenta-Höhepunkt erwartete mich aber erst etwas weiter: Die Videoprojektion einer Aktion eines chinesischen Künstlers aus dem Jahr 2004 mit dem schönen Titel "Safely Crossing Lin Yue Road" (Name von der Redaktion aus Erinnerungsnot teilweise erfunden). Die Aktion bestand daraus, dass der Künstler eine mannshohe Mauer aus vier Stapeln Ziegelsteinen am Rand der mitunter sehr befahrenen Straße aufbaute, um dann den jeweils letzten Stapel hinten ab- und vorne wieder aufzubauen, sich dabei langsam über die Straße bewegend. Vor lauter Begeisterung schauten wir uns wohl fast die Hälfte des 37-Minuten-Filmchens an.
Kaum minder faszinierend war die simultane Vorführung des letzten WM-Finales auf neun im Halbkreis angeordneten Flachbildschirmen aus unterschiedlichen Kameraperspektiven. Neben der Überwachungskamera des Parkhauses lief da das bekannte Fernsehbild, die Zidane-Kamera (wir waren leider nur Anfang der zweiten Hälfte dort), die Trainer-Kamera, die Olympia-Stadion-Fernkamera und ähnliches. Phänomenalerweise gab es auch noch den Originalton der Regie zu hören, also was sich der Regisseur und seine Untergebenen während der Übertragung zuriefen ("Gib mir die zwölf. Haben wir ein Bild von dem Neuen? Linienrichter! LINIENRICHTER!").
Nach dem Fridericianum war die documenta-Halle an der Reihe, welche aber enttäuschte. Aufgrund der wirren Anordnung von allerlei Krimskrams sah es dort wie im Inneren eines gigantischen Puppenhauses aus, dass ein Kind nicht nur mit den vorgesehenen Puppen, sondern auch mit seinen sonstigen Spielsachen aufgefüllt hat. (Ausgestopfte Giraffe aus palästinensischem Zoo... Echt jetzt.)
Etwas weiter (den Berg runter) steht auf einer Wiese ein großes, semischönes und klimaanlagengekühltes Treibhaus mit weiteren Werken, auch dem ein oder anderen schönen. Zum Beispiel eine Art Wohncontainer, an dem kleine Brettchen mit frischen Kuchenstückchen angebracht sind. Oder ein Raum mit einigen E-Gitarren, die hin und wieder (wie) zufällig einen Akkord von sich geben. Oder drei Flachbildschirmen, die in einem Drei-Minuten-Loop einfach nur Rot leuchten. Vor dem Pavillon befindet sich das mittlerweile zu einiger Kurzzeitberühmtheit gelangte, weil eingestürzte Werk des Ai Wei Wei. In der Tat ist es sehr ästhetisch zusammengestürzt und hinterlässt einigen Eindruck. Den Türen aus abgerissenen chinesischen Häusern, aus denen es gebaut ist, bleibt aber auch nichts erspart.
Ansonsten? Hat Kassel unglaublich viele Nordsee-Filialen, stellenweise alle zwanzig Meter eine. Genossen wir den Service eines ziemlich unglaublichen Deutsche-Bahn-Erfrischungen-Verkäufers ("Ein Bier? Kost' zwei zwanzisch und schmeckt nisch ranzisch."). Machen wir das in fünf Jahren sicherlich wieder.
Sonntag, 24. Juni 2007, 16:32, von drbierkrug |
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| Siehe auch: Aus dem Leben