Autobiographisch, 2 Jahre alt
Er verließ das Haus und nahm die Hausschlüssel aus seiner Hosentasche. Für einen kurzen Moment hielt er inne. Ich brauche ja gar nicht abzuschließen, dachte er sich, meine Eltern sind ja noch zu Hause. Geschickt ließ er die Schlüssel wieder in seiner Tasche verschwinden, um sich danach umzuwenden und den langen, beschwerlichen Weg zur Bushaltestelle zu begehen. Er ging recht zügig, obwohl noch ein Stück Restmüdigkeit in seinen Knochen verblieben war. Erst vor einer Stunde war er aufgestanden, hatte geduscht und gefrühstückt (nein, gefrühstückt hatte er nicht, doch da er dies sonst immer tat, ging er in Gedanken davon aus, gefrühstückt zu haben). Danach war ihm noch ein wenig Zeit geblieben, jedoch hatte er keine sinnvolle Tätigkeit mehr ausüben können, dazu war der Zeitraum dann doch zu knapp gewesen. Nach einigen Minuten erreichte er die Bushaltestelle, an der schon ein wanderndes Ehepaar auf den Bus wartete. Er gähnte, wartete auf den Bus. Dieser kam schließlich nach einigen weiteren Minuten. Er stieg lächelnd ein und hielt dem Busfahrer seine abgelaufene Buskarte vor die Nase. Zu seinem Unglück war der Busfahrer wacher als er selbst und bemerkte den Täuschungsversuch. Er musste die Karte zahlen. Fluchend suchte er sich einen Platz. Verunsichert warf er einen Blick in seinen Geldbeutel: in diesem befanden sich nur noch 4,91 €. In Gedanken verfluchte er noch einmal den Busfahrer, dann begann er zu rechnen: da er wohl auch für die Rückfahrt würde zahlen müssen, galt es, 1,90 € von 4,91 € abzuziehen. Für den geplanten Brunch blieben also nur noch 3,01 €. Ein Wenig zu wenig, dachte er bei sich. Der Bus erreichte pünktlich sein ziel, kein Wunder, es war Feiertag. Er lief durch die Fußgänger zu ihrem vereinbarten Treffpunkt, einem Cafe mit dem sinnvollen Namen „Peter“ (Name wurde abgeändert). Ein weiteres Gähnen, dann warf er einen Blick auf den Zeitgeber seines Handys: 10.32 Uhr. Doch noch war keiner eingetroffen. Er wartete acht Minuten, doch nichts geschah. Schließlich klingelte sein Handy: „Hallo?“ Sein Handy warf genau das selbe „Hallo?“ zurück. „Wer ist da?“ Wieder kam das Selbe zurück. „Hmm.“ brummte er noch in die Leitung, dann legte er auf. Gleich darauf klingelte es wieder. Es war M., er hatte auch schon zuvor angerufen, doch da schien das Netz nicht mitgespielt zu haben. M. teilte ihm mit, dass er den geplanten Brunch völlig verschlafen hätte und gleich käme. Nach Ende des Gespräches war er sehr beruhigt, er hatte schon angefangen, darüber nachzudenken, ob sie eine andere Zeit ausgemacht hatten. Kurz darauf tauchte E. auf und er setzte sich mit ihr auf die Terrasse des „Peter“. Man tratschte ein wenig, dann traf M. ein. Nun konnte bestellt werden: E. wählte einen Milchkaffee und Bruch, M. bestellte einen Cappuccino und Bruch, das selbe galt für ihn. Gemeinsam holten sich alle drei ein paar Dinge vom Bruch, dann ging es zurück an den Tisch. Dort wurde friedlich gegessen und geschwafelt. Eigentlich nichts besonderes. Er hatte schon zuvor mit E. abgeklärt, dass diese ihm das nötige Geld leihen würde. Merkwürdigerweise hatte auch M. nicht ausreichend Geld bei sich, auch ihm musste E. etwas leihen. Gegen zwölf Uhr sollte das fröhliche Brunchen durch zwei kleine Bälger gestört werden (man entschuldige dem Autor an dieser Stelle seine etwas unschöne Ausdrucksweise, leider wusste er nicht, die ungebetenen „Gäste“ höflicher zu bezeichnen). Diese Bälger versuchten mit allen Mitteln, E., M. und ihm auf die Nerven zu fallen. So legten sie ihnen etwa Blätter in die Haare oder stupsten sie mit einem langen Ast. Außerdem laberten sie merkwürdige Dinge. Nach einiger Zeit war er sich sicher, dass es weniger schlimm gewesen wäre, wenn statt den Kindern Y. höchstpersönlich aufgetaucht wäre. Doch wie jeder andere schlimme Spuk, endete auch dieser irgendwann. Zum Glück, dachten wohl alle. Jetzt konnte sich ein gänzlich normales Gespräch über dieses und jenes mehr oder weniger wichtiges oder unwichtiges Thema entwickeln. Nichts Besonders. Im Laufe des Tages bestellte sich M. noch einen Cappuccino. Später sollte er noch einen Ertränkungsversuch an einer auf dem Tisch entlang krabbelnden Spinne verüben und eines der leckeren „Peter-Kekse“ in einer Tasse Milchkaffe (die übrigens E. gehörte (er hatte aber um Erlaubnis gefragt)) zu einem bräunlichem Matschgebilde verarbeiten, dass er auf der Untertasse des Milchkaffees verteilte, um dann die Tasse selbst wieder oben herauf zu stellen. Der Anblick der Tasse würde den Rest des Tages ein wohliges Ekelgefühl bei allen Anwesenden erzeugen. Nach einiger Zeit klebte die Tasse sogar an der Untertasse fest. Gegen halb drei wurde gezahlt, wobei sich die beiden Männer höflich zurückhielten. Man ging zur Bushaltestelle. M. fuhr mit dem Rad nach Hause, E. und er fuhren zum Bahnhof. Dort kaufte E. sich ihr Ticket für ihre, für den nächsten Tag geplante, Zugfahrt nach Köln. Er holte sich ebenfalls ein Ticket für die Fahrt nach W., dann verabschiedete er sich von E. und fuhr nach Hause.
Samstag, 21. Februar 2004, 23:18, von drbierkrug | |comment | Siehe auch: Geschichten