Geschichten, die überhaupt nichts miteinander zu tun haben und deshalb auch getrennt betrachtet werden könnten.
Wir hatten den Pfannenheber vergessen. Ich ging zurück in das Geschäft, dass wir eben erst verlassen hatten, eilte ins obere Stockwerk und durchsuchte die Haushaltsgeräteabteilung. Ein weißes Plastikmodell sollte es sein. Bald wurde ich fündig. Glücklich stapfte ich wieder nach unten. Doch auf dem Weg überkamen mich merkwürdige Zweifel: Musste es nicht außerordentlich irritierend auf andere Menschen wirken, wenn jemand mit einem Pfannenheber in der Hand durch einen Supermarkt läuft. Meine Zweifel erreichten eine ganz neue Qualität, als ich nach dem Bezahlen das Geschäft verließ. Wie irritierend musste es auf all die arglosen Stadtbewohner wirken, wenn jemand mit einem Pfannenheber durch die Fußgängerzone läuft? Um mich vor meiner Panik abzulenken, versponn ich mich in seltsamen Gedankenabwegen. Plötzlich hatte ich die Idee, dass man Pfannenheber bestimmt auch für ein Ballspiel verwenden könnte. Schon malte ich mir in den schillernsten Farben aus, wie nächsten Sommer Millionen von Menschen in den Stadtpärken dieser Welt die von mir erfundene Trendsportart „Pfannenheberball“ spielten. Meine Gehirn ging sogar so weit, sich einen „taff“- oder „Blitz!“-Bericht über „Pfannenheberball“ vorzustellen. Er endete mit den Worten: „...Und wenn sie mal keine Lust mehr haben, können sie die Pfannenheber ja immer noch zum Grillen verwenden.“

Da stand ich nun, unschlüssig, mit einem Pfannenheber in der Hand. Ich lehnte mich an das Schaufenster der örtlichen Karstadt-Filiale und schaute einem Straßenmusiker zu. Keinem gewöhnlichen, vielmehr einer äußerst speziellen Ein-Mann-Band. Auf den Rücken hatte er einen schweren Holzkasten geschnallt, von dessen beiden äußeren Seiten zwei Schnüre an seine Füße gebunden waren. Durch rhytmisches Trippeln konnte er so mit dem rechten Fuß die „Bassdrum“, mit dem Linken ein Tambourin bedienen. Am oberen Teil des Holzkastens waren mehrere Mundharmoniken und Pfeifen angebracht. Zusätzlich spielte er noch Gitarre, sogar eine verstärkte. Die entsprechende Elektronik saß, oh Wunder, im allgegenwärtigen Holzkasten. Während er nun also eifrig durch die Gegend stapfte, um so etwas wie einen Rhythmus zu schaffen, fleißig in die Saiten klampfte und schon nahezu enthusiastisch in die Mundharmoniken blies, so dass sich passierende Fußgänger an einem sehr schönen Bob Dylan Song erfreuen konnten, überlegte ich, diesem Mann Geld zu geben. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich dieses Idee als vorweihnachtliche Albernheit abtat und nach kurzer Zeit weiterging. Ich bereute meine Entscheidung, als ich 100 Meter weiter einen Jungen mit Gitarre „Ich will so bleiben, wie ich bin ... Du darfst“ singen hörte. Fuck Mainstream!
Samstag, 10. Januar 2004, 18:07, von drbierkrug | |comment | Siehe auch: Geschichten