Beckmann und der mongolische Sauerjoghurt
Gestern in der Sportschau hat Reinhold Beckmann offenbart, dass er auch einer derjenigen ist, der glaubt, dass früher alles besser war. Da hat er natürlich Recht, vor allem, weil es früher noch keinen Beckmann im Fernsehen gab. Aber das meinte Beckmann natürlich nicht. Ihm ging es vielmehr darum, dass das Weserstadion zu Bremen „sympathischerweise“ immer noch Weserstadion heißt. Ich muss ihm, was dies betrifft, voll zustimmen. Diese ganzen Firmen- in den Stadionnamen gehen einem mittlerweile schon ganz schön auf die Nerven. Vor allem der Alliterationswahn, der inflationär um sich zu greifen scheint (wovon Allianz-, AOL- und AWD-Arena Zeugnis ablegen), ist kaum noch zu ertragen. Da heben sich Ausnahmen wie eben das Weserstadion, der Mainzer Bruchweg oder das gute alte Westfalenstadion wohltuend ab. Doch halt: Das Westfalenstadion wird es in naher Zukunft auch nicht mehr geben. Schon bald soll es den immerhin völlig alliterationsfreien Namen „Signal Iduna Park“ tragen. Ja, liebe Borussenfans, ihr habt richtig gelesen. Signal. Iduna. Park. Kein Witz.

Und mal ehrlich, wie klingt das denn? Schon alleine die Bezeichnung „Park“ ist furchtbar irreführend. Wie soll man da an Fußball denken, möchte man vorwurfsvoll fragen. Doch wenn man an sicherlich auch in Betracht gezogene Alternativen wie „Signal Iduna Arena“ denkt (was den Verantwortlichen wahrscheinlich zu viele Fremdwörter für die biertrunkene Besucherschaft waren), versteht man, warum das Westfalenstadion nun diesen Namen trägt. „Signal Iduna Park“, das klingt dann aber trotzdem wie ein kleiner grüner Stadtpark, in dem eine riesige Zahnpastatube des den Park gestiftet habenden Mundhygieneunternehmens steht. Was natürlich Quatsch ist, weil Signal Iduna in Wirklichkeit eine Versicherungsgruppe ist. Glaube ich zumindest.

Als Trost für die Borussenfans bleibt einmal mehr, was schon früher galt, als alles noch besser war: Dass es nämlich auch viel schlimmer hätte kommen können. Namenssponsoring kann nämlich auch weitaus amüsantere Blüten treiben. Die chinesische Variante von „American Idol“, das bei uns „Deutschland sucht den Superstar“ hieß, trägt nämlich den Namen „Mongolische Kuh Sauerjoghurt Super Girls“ – nach dem geldgebenden Milchproduktproduzenten „Mongolische Kuh“. Einen solchen Namen für ein Bundesligastadion würde ich schon wieder – sicherlich ganz im Einklang mit Beckmann – sympathisch finden.
Sonntag, 16. Oktober 2005, 21:38, von drbierkrug | |comment | Siehe auch: Aus der Welt