Leicht zu verstehen
Politische Autorität kann eine Person auf vielfältige Weise gewinnen. Sie kann durch besondere Fähigkeiten, wie großem Redetalent oder herausragender Popularität, gebildet, durch Wahlerfolge aufgebaut und durch ein Netz persönlicher Beziehungen gefestigt werden. So oder so ähnlich läuft es in der Politik ab, vor allem in Demokratien. Auch im leider relativ unbekannten Inselstaat Klaschinien, einer alteingesessenen Demokratie in der Südsee, war es nie anders. Doch eines Tages sollte sich dort alles ändern.
Es war der Tag der Wahl, an der zum ersten Mal die Pyjamapartei teilnahm, eine Partei, die sich zum Hauptziel ihrer Politik die Einführung einer Pyjamapflicht zu allen Tageszeiten gesetzt hatte. Der Parteigründer und Vorsitzende Hein Schlafmütze (Name ins Deutsche übersetzt und dann zur besseren Illustration abgeändert) hatte offensiv für seine Politik des Pyjamatragens geworben (indem er selbst immer in verschiedenen bunten Schlafanzügen aufgetreten war) und entsprechend optimistisch sah man in der Pyjamapartei dem Wahlausgang entgegen. Den Ministerpräsidenten zu stellen, dachte man sich, sollte schon drin sein. Doch das Ergebnis enttäuschte: Die Pyjamapartei scheiterte an der Vierprozenthürde, lediglich Hein Schlafmütze selbst zog als direktgewählter Abgeordneter ins Parlament ein. Da stimmten die Parteimitglieder natürlich sofort einen Katzenjammer an und weinten bitterlich über ihre Niederlage, zumindest so lange, bis Hein Schlafmütze im klaschinischen Staatsfernsehen auftrat. Denn der, den sie manchmal - natürlich scherzhaft - den großen Vorsitzenden nannten, polterte auf einmal los, dass das grandiose Wahlergebnis seiner Partei ein eindeutiger Regierungsauftrag sei, dass die Bürger eindeutig für eine Politik unter dem Zeichen des Pyjamas gestimmt hätten und eine Regierung ohne seine Führung, der von Hein Schlafmütze, nicht möglich, nicht stabil und überhaupt auch gar nicht gewollt sei.
Da jubelte die Pyjamapartei, spürten die Mitglieder doch eindeutig, dass ihr Vorsitzender ungemein im Recht war. Alle anderen Parteien waren vom Auftreten des Pyjamaträgers dermaßen überrascht und überrumpelt, dass sie sich binnen zwei Tagen in widersprüchlichen Aussagen verhakten und schließlich den Anspruch Hein Schlafmützes akzeptieren. Binnen eines Monats wurde er Ministerpräsident. Zügig setzte er seine pyjamageprägte Reformpolitik um. Nach einem Jahr ernannte ihn das Parlament in seiner letzten Sitzung überhaupt zum uneingeschränkten Herrscher Klaschiniens.
Hein Schlafmütze hatte danach natürlich gar nicht gestrebt, das Parlament schaffte sich vielmehr eigenmächtig ab, mit der Begründung, dass Wahlen die Bürger Klaschiniens nur aus ihrem unverzichtbaren Dauerschlaf rissen.
Es war der Tag der Wahl, an der zum ersten Mal die Pyjamapartei teilnahm, eine Partei, die sich zum Hauptziel ihrer Politik die Einführung einer Pyjamapflicht zu allen Tageszeiten gesetzt hatte. Der Parteigründer und Vorsitzende Hein Schlafmütze (Name ins Deutsche übersetzt und dann zur besseren Illustration abgeändert) hatte offensiv für seine Politik des Pyjamatragens geworben (indem er selbst immer in verschiedenen bunten Schlafanzügen aufgetreten war) und entsprechend optimistisch sah man in der Pyjamapartei dem Wahlausgang entgegen. Den Ministerpräsidenten zu stellen, dachte man sich, sollte schon drin sein. Doch das Ergebnis enttäuschte: Die Pyjamapartei scheiterte an der Vierprozenthürde, lediglich Hein Schlafmütze selbst zog als direktgewählter Abgeordneter ins Parlament ein. Da stimmten die Parteimitglieder natürlich sofort einen Katzenjammer an und weinten bitterlich über ihre Niederlage, zumindest so lange, bis Hein Schlafmütze im klaschinischen Staatsfernsehen auftrat. Denn der, den sie manchmal - natürlich scherzhaft - den großen Vorsitzenden nannten, polterte auf einmal los, dass das grandiose Wahlergebnis seiner Partei ein eindeutiger Regierungsauftrag sei, dass die Bürger eindeutig für eine Politik unter dem Zeichen des Pyjamas gestimmt hätten und eine Regierung ohne seine Führung, der von Hein Schlafmütze, nicht möglich, nicht stabil und überhaupt auch gar nicht gewollt sei.
Da jubelte die Pyjamapartei, spürten die Mitglieder doch eindeutig, dass ihr Vorsitzender ungemein im Recht war. Alle anderen Parteien waren vom Auftreten des Pyjamaträgers dermaßen überrascht und überrumpelt, dass sie sich binnen zwei Tagen in widersprüchlichen Aussagen verhakten und schließlich den Anspruch Hein Schlafmützes akzeptieren. Binnen eines Monats wurde er Ministerpräsident. Zügig setzte er seine pyjamageprägte Reformpolitik um. Nach einem Jahr ernannte ihn das Parlament in seiner letzten Sitzung überhaupt zum uneingeschränkten Herrscher Klaschiniens.
Hein Schlafmütze hatte danach natürlich gar nicht gestrebt, das Parlament schaffte sich vielmehr eigenmächtig ab, mit der Begründung, dass Wahlen die Bürger Klaschiniens nur aus ihrem unverzichtbaren Dauerschlaf rissen.
Montag, 3. Oktober 2005, 15:56, von drbierkrug |
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