Wolfgang, Otto, Guido - Die FDP in Wiesbaden
Gestern Abend lud die FDP zum Wahlkampfabschluss ins Wiesbadener Kurhaus. Als M. und ich zehn Minuten vor Beginn der Veranstaltung eintrafen, platzte der Friedrich-von-Thiersch-Saal bereits aus allen Nähten und wir mussten uns einen unbequemen Stehplatz suchen (was mir nach dem anstrengenden Konzert des vorangegangenen Tages sehr missfiel). Zum Glück waren schließlich sogar so viele Gäste anwesend, dass die Balkonränge freigegeben wurde. Die Organisatoren hatten sie wohl zunächst gesperrt, um sicherzustellen, dass der Saal für die Fernsehkameras gut gefüllt aussähe. Es waren dann aber genug Besucher da, um sogar die Balkonränge zu füllen. Wir kamen so auch noch zu unserem verdienten Sitzplatz.
Die Veranstaltung wurde vom hessischen FDP-Vorsitzenden (Name vergessen) eröffnet. Er begrüßte artig all die wichtigen Anwesenden und ging schon nach zwei Minuten Redezeit jedem auf die Nerven. Zum Glück fasste er sich kurz. (Name vergessen) kündigte zum Ende seiner Rede den „künftigen Außenminister“ Wolfgang Gerhardt an, der eine bessere Ausbildung vorzuweisen habe als den „Frankfurter Taxiführerschein“. Tatsächlich wurde diese dumme Bemerkung mit einigem freundlichen Gelächter aufgenommen.
Gerhardt ließ sich zum Glück auf derart dumpfen Wahlkampf nicht herab, er lieferte einen soliden Vortrag ab, in dessen Verlauf er sich zunehmend in Rage redete. Im Grunde war es so, dass er im ersten, innenpolitisch-steuervereinfachenden Teil sich genug Wut für den zweiten, außenpolitischen Teil herbeiredete, um die Regierung in Grund und Boden zu bellen. Ja, Gerhardt bellte richtiggehend, nur unterbrochen von den Jubelpausen, in denen er sich immer wieder charakteristisch über den Scheitel strich. Inhaltlich gab es natürlich nichts Neues, dafür vertrat Gerhardt mit viel liberaler Rhetorik energisch den Standpunkt seiner Partei und stellte ihm die rot-grüne Bilanz gegenüber, hinter der er eine schädliche rot-grüne Ideologie ausmachte. Als Gerhardt fertig war, gab es stehende Ovationen und das liberale Publikum war von einer großen Begeisterung ergriffen. In der Tat war diese Begeisterung auch von Nöten, um das folgende zu ertragen, denn als nächster Redner stand Hermann Otto Solms auf dem Programm.
Solms ist der Hans Eichel der FDP. Nicht nur, weil auch sein Thema die Steuerpolitik ist, sondern vor allem auch, weil er ein genau so lahmer und langweiliger Redner ist. Ich kann mir direkt vorstellen, wie ein Finanzminister Solms (natürlich unwahrscheinlich, aber man weiß ja nie) vier Jahre lang den letzten Platz bei der Frage nach den beliebtesten Politikern einnimmt. Ehrlich gesagt ist mir von seiner steuerpolitischen Rede nichts in Erinnerung geblieben. Ich habe statt zuzuhören lieber die Fluchtbewegung einer Gruppe von Störern beobachtet, die an unpassenden Stellen dazwischenklatschten und sich dann davon machten, bevor sie die Sicherheitsmenschen höflich aber bestimmt zum Verlassen des Saales auffordern konnten. Irgendwann waren sie dann aber doch verschwunden, zumindest bei Westerwelles Rede, die einem höflichen, sitzenden Applaus für Solms folgte, wurden sie nicht mehr auffällig.
Der FDP-Bundesvorsitzende war denn auch der beste Redner des Abends. Ernst und entschlossen bei den wichtigen Themen (wie sagt man heute? Ach ja: kämpferisch), trotzdem zu einem lockeren Spaß über den politischen Gegner fähig, hin und wieder spöttisch, manchmal gar selbstironisch arbeitete Westerwelle so ziemlich das gesamte politische Themenfeld ab, auf dem sich die FDP profiliert hat. Abwechselnd mit den natürlich kämpferisch vorgetragen inhaltlichen Passagen, die er teilweise über heftigem Applaus einfach weiterhielt, streute Westerwelle auch den ein oder anderen Gag ein, zum Beispiel den, dass die Kondome der Grünen, die mit „Guido verhüten“ Werbung machten, 44 Jahre zu spät kämen. Merkwürdigerweise lachte das FDP-Publikum da schon bei der Erwähnung des Wortes „Kondom“. Ich will einmal der Partei zuliebe annehmen, dass die meisten den Gag schon kannten und tatsächlich bereits über das Niveau elfjähriger Schulkinder hinaus sind.
Insgesamt blieb Westerwelles Rede aber doch immer auf einen „Wechsel“ ausgerichtet und entschlossen und so weiter. Er wurde mit dem meisten Applaus bedacht, was auch der Rede angemessen war. Mit Westerwelle endete dann auch die Veranstaltung und ich muss ehrlich zugeben, dass dies die Wahlkampfveranstaltung war, die mir am besten gefallen hat. Zumindest an diesem Abend im Wiesbadener Kurhaus gab es nämlich das, was sich die bürgerlichen Parteien von allen Wählerschichten erhoffen: Wechselstimmung.
Die Veranstaltung wurde vom hessischen FDP-Vorsitzenden (Name vergessen) eröffnet. Er begrüßte artig all die wichtigen Anwesenden und ging schon nach zwei Minuten Redezeit jedem auf die Nerven. Zum Glück fasste er sich kurz. (Name vergessen) kündigte zum Ende seiner Rede den „künftigen Außenminister“ Wolfgang Gerhardt an, der eine bessere Ausbildung vorzuweisen habe als den „Frankfurter Taxiführerschein“. Tatsächlich wurde diese dumme Bemerkung mit einigem freundlichen Gelächter aufgenommen.
Gerhardt ließ sich zum Glück auf derart dumpfen Wahlkampf nicht herab, er lieferte einen soliden Vortrag ab, in dessen Verlauf er sich zunehmend in Rage redete. Im Grunde war es so, dass er im ersten, innenpolitisch-steuervereinfachenden Teil sich genug Wut für den zweiten, außenpolitischen Teil herbeiredete, um die Regierung in Grund und Boden zu bellen. Ja, Gerhardt bellte richtiggehend, nur unterbrochen von den Jubelpausen, in denen er sich immer wieder charakteristisch über den Scheitel strich. Inhaltlich gab es natürlich nichts Neues, dafür vertrat Gerhardt mit viel liberaler Rhetorik energisch den Standpunkt seiner Partei und stellte ihm die rot-grüne Bilanz gegenüber, hinter der er eine schädliche rot-grüne Ideologie ausmachte. Als Gerhardt fertig war, gab es stehende Ovationen und das liberale Publikum war von einer großen Begeisterung ergriffen. In der Tat war diese Begeisterung auch von Nöten, um das folgende zu ertragen, denn als nächster Redner stand Hermann Otto Solms auf dem Programm.
Solms ist der Hans Eichel der FDP. Nicht nur, weil auch sein Thema die Steuerpolitik ist, sondern vor allem auch, weil er ein genau so lahmer und langweiliger Redner ist. Ich kann mir direkt vorstellen, wie ein Finanzminister Solms (natürlich unwahrscheinlich, aber man weiß ja nie) vier Jahre lang den letzten Platz bei der Frage nach den beliebtesten Politikern einnimmt. Ehrlich gesagt ist mir von seiner steuerpolitischen Rede nichts in Erinnerung geblieben. Ich habe statt zuzuhören lieber die Fluchtbewegung einer Gruppe von Störern beobachtet, die an unpassenden Stellen dazwischenklatschten und sich dann davon machten, bevor sie die Sicherheitsmenschen höflich aber bestimmt zum Verlassen des Saales auffordern konnten. Irgendwann waren sie dann aber doch verschwunden, zumindest bei Westerwelles Rede, die einem höflichen, sitzenden Applaus für Solms folgte, wurden sie nicht mehr auffällig.
Der FDP-Bundesvorsitzende war denn auch der beste Redner des Abends. Ernst und entschlossen bei den wichtigen Themen (wie sagt man heute? Ach ja: kämpferisch), trotzdem zu einem lockeren Spaß über den politischen Gegner fähig, hin und wieder spöttisch, manchmal gar selbstironisch arbeitete Westerwelle so ziemlich das gesamte politische Themenfeld ab, auf dem sich die FDP profiliert hat. Abwechselnd mit den natürlich kämpferisch vorgetragen inhaltlichen Passagen, die er teilweise über heftigem Applaus einfach weiterhielt, streute Westerwelle auch den ein oder anderen Gag ein, zum Beispiel den, dass die Kondome der Grünen, die mit „Guido verhüten“ Werbung machten, 44 Jahre zu spät kämen. Merkwürdigerweise lachte das FDP-Publikum da schon bei der Erwähnung des Wortes „Kondom“. Ich will einmal der Partei zuliebe annehmen, dass die meisten den Gag schon kannten und tatsächlich bereits über das Niveau elfjähriger Schulkinder hinaus sind.
Insgesamt blieb Westerwelles Rede aber doch immer auf einen „Wechsel“ ausgerichtet und entschlossen und so weiter. Er wurde mit dem meisten Applaus bedacht, was auch der Rede angemessen war. Mit Westerwelle endete dann auch die Veranstaltung und ich muss ehrlich zugeben, dass dies die Wahlkampfveranstaltung war, die mir am besten gefallen hat. Zumindest an diesem Abend im Wiesbadener Kurhaus gab es nämlich das, was sich die bürgerlichen Parteien von allen Wählerschichten erhoffen: Wechselstimmung.
Samstag, 17. September 2005, 15:02, von drbierkrug |
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