Von liebenswürdigen Menschen
Es war da einmal ein Land, in dem die Bürger nett zueinander waren und sich mit Respekt behandelten. Das Land hieß Harmonia und war ein ganz und gar ungewöhnlicher Ort. Die Menschen dort fielen sich nicht gegenseitig ins Wort, beim Autofahren wollte jeder dem anderen Vorfahrt gewähren und die größte Arbeitslosigkeit herrschte unter Juristen.

Hin und wieder wurde gewählt in Harmonia, doch einen Wahlkampf gab es nicht. Die regierende und die oppositionelle Partei (letztere nannte sich selbst aber die "nicht-so-sehr-regierende Partei") dachten gar nicht daran, sich zu streiten. Stattdessen lobten beide Seiten das Konzept ihrer Kollegen und wiesen auf die große Kompetenz der Anderen hin. Am Wahlabend gewann in der Regel die "nicht-so-sehr-regierende Partei", damit die auch mal wieder dran war. Die regierende Partei grähmte sich aber nie lange und schon bald feierte ganz Harmonia ein rauschendes Fest. Dabei gab es nie Schlägereien oder andere Auseinandersetzungen, weil Alkohol auf die Harmonier eigentlich nur ein wenig einschläfernd wirkte.

Harmonia ging es sehr gut, es gab reichlich zu essen, außerdem extraweiches Klopapier und hin und wieder auch etwas gutes am Samstag abend im Fernsehen. Wenn die Harmonier nicht ausgestorben sind, dann leben sie noch heute.
Dienstag, 16. August 2005, 12:10, von drbierkrug | |comment | Siehe auch: Geschichten