Verrat, Verrat; und danach ist Schiller krank
Gestern abend in Mannheim. "Schiller - Verrat, Verrat und hinten scheint die Sonne". Um es vorwegzunehmen: sehr lustig. Kabarett über die Dramen Schillers mit Michael Quast und Philipp Mosetter. Letzterer gibt den schusseligen Germanisten, der neben allerlei mutwilligem Unsinn auch einiges Vernünftiges über Schillers Werke zu sagen hat, gleichzeitig aber auch gerne zu seinem Privatleben als Losergestalt abschweift. Quast macht den enthusiastischen Rezitator, der nicht nur Auszüge widergibt, sondern mit seinem erstaunlichen Geräuschimitationstalent auch gleich das Ambiente dazu schafft. So geht es durch den ersten Teil des Abends: Mosetter gibt Anmerkungen und führt zur Erklärung fast jeder Stelle eine von Schillers Krankheiten an, Quast gibt phänomenale Kurzzusammenfassungen der Stücke, besonders glückt ihm dabei die der "Maria Stuart", die an Kürze und Genauigkeit kaum zu überbieten ist.
Nach der Pause geht es dann ausführlich an den Tell. Quast nutzt den Schweizer Dialekt und die den Schweizern stets unterstellte Langsamkeit sehr zur Unterhaltung des Publikums und eröffnet damit eine ganz neue Perspektive auf die erste Szene im ersten Aufzug. Mosetter wirft immer wieder die entscheidende Frage dazwischen: "Wo ist der Tell?" Einige altkluge Germanistenausführungen später weiß das Publikum dann, warum Schiller seine Hauptfigur "so selten" auftreten lässt, warum der Leuthold (wer?) die wichtigste Figur des Stücks ist und warum das Behältnis, aus dem Tell seine Pfeile nimmt, bei Schiller "Goller" und nicht "Koller" heißt. Geßler wird als FDP-Sympathisant entlarvt und die Knechte werden unter großem Applaus des vom Licht der Aufklärung angestrahlten Publikums befreit. Vorhang!
Mir hat das Programm sehr gut gefallen. Die beiden Kabarettisten gehen mit keinem falschen Anspruch zu Werke und vermögen es trotzdem, dem Publikum Schiller auf eine ganz neue und frische Art nahezubringen. Manchmal veralbern sie damit den guten alten klassischen Schiller, manchmal zeigen sie aber auch nur die Albernheit auf, die wir bisher nicht zu erkennen vermochten. Sehr zum Lachen.
Nach der Pause geht es dann ausführlich an den Tell. Quast nutzt den Schweizer Dialekt und die den Schweizern stets unterstellte Langsamkeit sehr zur Unterhaltung des Publikums und eröffnet damit eine ganz neue Perspektive auf die erste Szene im ersten Aufzug. Mosetter wirft immer wieder die entscheidende Frage dazwischen: "Wo ist der Tell?" Einige altkluge Germanistenausführungen später weiß das Publikum dann, warum Schiller seine Hauptfigur "so selten" auftreten lässt, warum der Leuthold (wer?) die wichtigste Figur des Stücks ist und warum das Behältnis, aus dem Tell seine Pfeile nimmt, bei Schiller "Goller" und nicht "Koller" heißt. Geßler wird als FDP-Sympathisant entlarvt und die Knechte werden unter großem Applaus des vom Licht der Aufklärung angestrahlten Publikums befreit. Vorhang!
Mir hat das Programm sehr gut gefallen. Die beiden Kabarettisten gehen mit keinem falschen Anspruch zu Werke und vermögen es trotzdem, dem Publikum Schiller auf eine ganz neue und frische Art nahezubringen. Manchmal veralbern sie damit den guten alten klassischen Schiller, manchmal zeigen sie aber auch nur die Albernheit auf, die wir bisher nicht zu erkennen vermochten. Sehr zum Lachen.
Sonntag, 12. Juni 2005, 13:56, von drbierkrug |
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