Geschwätzigkeit ist schlechter Stil
Manches auf dieser Welt ist ja sehr einfach, manches dagegen äußerst kompliziert. Zumeist bevorzugen wir Menschen das Einfache, doch in seltenen Momenten überwältigt uns der Reiz des Komplizierten. Von Letzterem soll das Folgende künden:

Eine Freundin (L.) von einem Freund (S.) würde gerne eine bestimmte CD besitzen. Ich sage "eine Freundin", vielleicht sind L. und S. aber auch zusammen. Bei S. weiß man das nie, er erzählt immer recht wenig diesbezüglich, aber das ist eine andere Geschichte. Ebenfalls eine andere Geschichte ist, dass sich auf besagter CD ganz grässlicher deutscher Hip Hop befindet, aber gut, mir soll es recht sein, jedem das seine. Die einfache Lösung jedenfalls wäre, in ein für L.s Bedürfnisse geschaffenes Geschäft (Plattenladen) zu gehen, um die CD dort käuflich zu erwerben. Scheinbar ist die Welt jedoch was das angeht recht ungerecht, anscheinend ist die CD (eine "limited special super bonus" oder was weiß ich "edition") nicht einfach so im Fachhandel erhältlich (Dear onionfish, did I just use "scheinbar" and "anscheinend" correctly? Or should it be the other way around?). Aus diesem Grund überlegte sich L., dass eine Bestellung bei einem großen Internetversand vielleicht eine Lösung darstellen könnte. Ihr wisst schon, der große Internetversand, der ab 20 € Bestellumfang das Porto selbst übernimmt. Da lag jetzt auch das Problem: so eine CD kostet ja erst einmal keine 20 €, selbst nicht, wenn sie "super limited" und "total special" ist. Wer aber ein echter Sparfuchs ist, der zahlt doch nicht fürs Porto, nein, der verzichtet lieber erst einmal auf die Bestellung, so wie L. es dann tat.

Irgendwann war ich mit S. in einem Kaufhaus einer großen deutschen mit dem Konkurs flirtenden Einzelhandelskette. Ich hatte vor, eine CD zu kaufen, schwankte aber zwischen "Guero" von Beck und "Funeral" von Arcade Fire. Da ich mich nicht entscheiden konnte, kaufte ich dann keine der beiden Platten und rief laut aus: "Ich kaufe mir lieber was bei Am..., du kannst selbst gucken, wie du wieder aus den roten Zahlen rauskommst, Kar...", um dann mit S. das Geschäft zu verlassen.

Einige Tage später fragte mich S. dann, ob ich immer noch beabsichtigte, etwas bei dem großen Internetversand zu bestellen. Ich bejahte wahrheitsgemäß, woraufhin er mir von L.s Problem mit ihrer CD und dem Porto erzählte. Gerne erklärte ich mich bereit, L.s CD mitzubestellen, schließlich gebe auch ich gerne die Gebühr, die ein großes deutsches Logistikunternehmen, das den Gebrüdern Gottschalk gehört, verlangt, an andere weiter.

Ungefähr eine Woche später fand ich dann auch tatsächlich etwas Bestellenswertes im Angebot des Onlinehändlers: die extra aus dem vereinigten Königreich zu importierende Single "Never Lose Your Sense Of Wonder" der Band "Yeti" von Ex-Libertine John Hassall. Welche Freude, dachte ich, welche gute Gelegenheit, auch gleich L.s CD mitzubestellen. Übrigens fand ich unter dem von S. angegebenen Stichwörtern zuerst ein Album von Neal Morse, diesem Prog-Rock-Heini, aber das ist eine andere Geschichte, wobei ich aber verdeutlichen will, dass "Heini" in diesem Zusammenhang keineswegs eine Beleidigung sein soll. Als ich dann die richtige CD gefunden hatte, musste ich erschrocken feststellen, dass diese nicht mehr vorrätig war, jedenfalls nicht in der "limiterten Sonderspezialauflage" sondern nur in der Standardversion (unlimited edition?). Gut, was heißt hier "nicht mehr vorrätig"? "Nicht mehr vorrätig" heißt bei den Amazonen natürlich nichts anderes als "gebraucht vorbestellen?". Ich rief also kurz S. an, ob gebraucht (in der Beschreibung stand als Zustand jedoch "neu") auch in Ordnung sei. War es dann auch, wobei das Telefongespräch wirklich komisch war, da wir, gedrängt durch die Gefahr eines Akkuausfalls seitens S.s Handy in großer Hatz die Dinge zu regeln hatten, aber das ist eine andere Geschichte.

Wenn man nun allerdings "Gebrauchtes" bestellt, dann ergibt sich ein kleines Problem: es wird getrennt abgerechnet von dem, was man auf normalem Wege bestellt. Weswegen nun keine der beiden Lieferungen die Portoerstattungsgrenze von 20 € überstieg, wodurch der eigentliche Sinn der ganzen Veranstaltung also hinfällig war, sondern, im Gegenteil, nun zweimal Porto anfiel. Das war mir dann aber auch egal, als ich auf "Bestellung absenden" klickte.

Bevor ich zu weit ausschweife, fasse ich die Situation lieber in einigen wenigen Worten zusammen: L., der ich übrigens erst zweimal begegnet bin, hätte gerne eine CD. Sie könnte nun der Einfachheit halber diese CD selbst kaufen, auf welchem Weg auch immer. Wir haben uns stattdessen aber lieber für die geringfügig kompliziertere Variante entschieden, bei der ich die CD gebraucht bei Amazon bestelle - wobei "gebraucht" in diesem Fall heißt, dass die CD von einem kleinen Musikgeschäft, dass Amazon als Verkaufsplattform nutzt, versandt wird -, um sie dann an S. zu geben, der sie dann L. gibt. Gespart hat dabei dann keiner, außer vielleicht der Verstand, aber das ist wohl eine andere Geschichte.
Dienstag, 5. April 2005, 20:23, von drbierkrug | |comment | Siehe auch: Aus dem Leben