Ungewöhnliches Verhalten
S. ruft mich normalerweise nicht aus nichtigen Gründen an. Das letzte Mal, dass sie mich einfach so angerufen hat, ist bestimmt schon drei Jahre her. Deshalb vermute ich, dass ihr heutiger Anruf, der für mich einen völlig unbedeutenden Anlass zu haben scheint, für sie so unwichtig nicht gewesen sein kann. Es ging darum, dass sie die Lektürenhilfe wiedergefunden hat, von der sie vermutet hatte, sie mir geliehen zu haben, was aber nicht stimmte. Sie sprach davon, mich "verdächtigt" (ihr Wort) zu haben, das Heft nicht zurückgegeben zu haben. Wie sich nun herausgestellt hat, war es die ganze Zeit bei ihr gewesen, irgendwo hinter einem Bücherregal verschwunden. Und das musste sie mir unbedingt mitteilen. Komisch. Es war ja jetzt nicht so, dass mich ihre "Verdächtigung" (ihr Wort substantiviert) besonders belastet hätte, mir war sie ja gar nicht richtig bewusst gewesen. Also, ich meine, sie hätte mir das ruhig auch ein andermal sagen können. Da wäre kein Anruf nötig gewesen. Nicht das ich mich nicht gefreut hätte über den Anruf. Aber gewöhnt von ihr bin ich Solcherlei nicht. Und deshalb vermute ich ein anderes Motiv hinter ihrem Anruf. Nur welches?

Philosophische Anmerkung: Grübeln ist wie ein gutes Glas Wasser. Geschmacklos, aber prickelnd.
Samstag, 19. Februar 2005, 22:21, von drbierkrug | |comment | Siehe auch: Aus dem Leben