SMS aus der Vergangenheit, Teil 1
Da haben wir so viele fantastische Synapsen in unserem Gehirn und so viele tolle graue Zellen und was machen wir damit? Mal ganz ehrlich? Nichts. Fast nichts. Blödsinn denken. Über dies und das. Nostalgisch sein, zum Beispiel. Anstatt sich mal um die wichtigen Dinge zu kümmern. Sich Vorwürfe machen. Anstatt mal ernsthaft Pläne für die Zukunft zu schmieden. Traurig sein. Anstatt zu lachen. Aber das gehört wohl zum Leben.

Sich Vorwürfe machen und traurig sein, das ist etwas, dass sehr zu mir passt. Das mit dem Nostalgischen ist jetzt eher nicht so mein Fall, aber eine gewisse Disposition dazu habe ich schon. Allerdings nicht so sehr wie mein Freund M.

Womit wir endlich beim Kern dieses Beitrages angekommen wären. M. hat mir gestern (das heißt heute) Nacht um 1.01 Uhr eine SMS geschickt. Bearbeitetes Zitat: "Hallo S., weisst du was mir grad durch den kopf geht? Bretter sägen in der Toskana, glashütten, jahrbuch, fahrradfahren in holland, limburg zelten, hemden mit E. und S. kaufen, ....... M."

Als ich heute morgen diese SMS las, musste ich erst einmal lachen, denn ich war noch gut gelaunt und konnte das ganze noch als einen nostalgischen Anfall abtun, aber mittlerweile hat mich diese Nostalgie (gemeinsam mit schlechter Laune) selbst erfasst. Eben mit Gedanken daran, dass in ein paar Monaten der erste wichtige Teil meines Lebens vorbei ist (Abitur), und dass danach alles anders wird (Studium) undsoweiter...

Na gut, lieber Leser, du willst das ja gar nicht lesen und ich wollte das hier eigentlich auch gar nicht ausbreiten. Du (ich darf doch du sagen?) fragst dich bestimmt: Was soll das mit dem Bretter sägen in der Toskana? Unterstelle ich dir jetzt einfach mal, dass du dich das fragst. Es ist jedenfalls eine lustige Geschichte:

In der Elf waren wir auf Klassenfahrt in der Toskana (Klassenfahrtziel-Klassiker, I know). Ich teilte mir ein Zimmer mit M. und S. Eines Abends hörten M. und ich auf ziemlicher Lautstärke Audioslave (was ich damals noch gehört habe, macht mich heute kopfschütteln). Die Musik gefiel uns so gut, dass wir spontan headbangten und auf den Betten herumsprangen. Dabei geschah es, dass sich bei einem Lattenrost nahezu alle Latten aus ihrer Halterung lösten. Dumme Situation, natürlich, und wir waren ja fast noch Kinder, jaja, aber glücklicherweise war keine Latte gebrochen und so machten wir uns daran, nachdem das Zimmer abgeschlossen war, die Latten wieder in ihren Halterungen unterzubringen. Aus uns bis heute unerfindlichen Gründen passten ein oder zwei Latten trotz aller Gewalt nicht mehr hinein. Mittlerweile war S. wieder aufs Zimmer gekommen (wo war er eigentlich gewesen? Gedächtnislücke.) und gemeinsam beschlossen wir, das Einzige zu tun, was uns vernünftig erschien: mit M.s Taschenmesser die Bretter kürzer zu sägen. Das taten wir dann auch. S. und ich hielten das Brett, M. sägte über dem Mülleimer, wegen der Späne. Hinterher passten die Bretter wieder und das Bett war wieder in Ordnung. Natürlich haben wir uns damals geradezu tot gelacht, als wir die Bretter sägten. Was für eine "Aktion" dachten wir, und hatten damit wohl auch recht. Wir beschlossen damals, niemals jemandem von der Sache zu erzählen. Tja, das war die Geschichte mit dem Brettersägen

Wo ich jetzt so an damals denke, wird mir wieder tatsächlich ganz nostalgisch zu Mute. Am selben Abend verliebte ich mich spontan in A. Und ich erzählte ihr, M.s, S.s und meinen Beschluss direkt ignorierend, die komplette Brettersägegeschichte. Bin schon ein ganz schönes Kameradenschwein.

Demnächst gibt es dann weitere Erläuterungen zum Inhalt der (Trommelwirbel, Jingle, Whatever) SMS aus der Vergangenheit.
Freitag, 28. Januar 2005, 22:25, von drbierkrug | |comment | Siehe auch: Aus dem Leben