Frohe Weihnachten
Heute beschenken sich die Menschen, die sich lieben, wertschätzen, befreundet sind oder auch sonst irgendwie miteinander zu tun haben (z. B. durch Verwandtschaft) gegenseitig zu Weihnachten. Früher, da brachte der Weihnachtsmann die Geschenke. Heute tut er das nicht mehr. Irgendwann vor vielen Jahren, da hatte der Weihnachtsmann keinen Bock mehr. Keine Lust mehr, allen die erwünschten Geschenke zu bringen. Keinen Antrieb, keine Motivation, den Menschen durch ein überraschendes Präsent das Weihnachtsfest zu versüßen. Genug von dem Schlitten und den Rentieren und auch von den viel zu engen Schornsteinen. Warum eigentlich? Nun, da kam einiges zusammen, an einem denkwürdigen Weihnachtsabend, der nun schon eine Weile zurückliegt:
A long time ago – The retirement of the Weihnachtsmann
Eigentlich war alles vorbereitet, wie all die Jahre zuvor auch. Die Engel hatten eifrig Geschenke gesammelt, in große Säcke gepackt und auf den Schlitten geladen. Der Weihnachtsmann erwartete voller Vorfreude den Weihnachtsabend. Doch am Dreiundzwanzigsten zogen dunkle Wolken auf, am Himmel seiner heilen Nikolaus-Welt. Die Rentiere hatten beschlossen zu streiken. Am Weihnachtsabend. Der Weihnachtsmann war entsetzt, vor allem, als er erfuhr, was die Forderungen der Rentiere waren: „Ihr wollt eine bessere Bezahlung und mehr Urlaubstage?“, fuhr der Weihnachtsmann die streikende Meute an. „Mehr Urlaubstage? Ihr habt doch das ganze Jahr frei! Wann wollt ihr denn da noch Urlaubstage haben? Am Vierundzwanzigsten?“ Rudolph, das Rentier mit der roten Nase (und seit Neuestem auch mit dem rotem Schal), trat vor und erklärte das Anliegen der Rentiere genauer: „Es ist ja nicht so, dass wir gar nicht mehr arbeiten wollten. Natürlich sind wir bereit, am Vierundzwanzigsten mit vollem Einsatz an der Verteilung der Geschenke mitzuwirken. Aber nur, wenn zwischen den Weihnachtsfesten mehr Urlaubstage liegen. Wir fordern deshalb die Einführung eines dreizehnten Kalendermonats im Jahr. Und eine bessere Bezahlung.“ Als der Weihnachtsmann die Frechheiten hörte, die Rudolph ihm da vortrug, schäumte er vor Wut: „Ihr habt sie doch nicht mehr alle. Einen dreizehnten Kalendermonat?“ Fast hätte er noch ein aggressives „Bin ich denn der Weihnachtsmann?“ hinzugefügt, doch ihm wurde rechtzeitig bewusst, dass das seine Verhandlungsposition deutlich geschwächt hätte.
In der Folge wurde also tatsächlich verhandelt, doch die Rentiere waren von ihren Anliegen nicht abzubringen. „Na gut, ich bin nicht auf euch angewiesen. Es gibt einen ganzen Haufen anderer Tiere, die wild darauf sind, euren Job zu übernehmen.“, sagte der Weihnachtsmann, als ihm bewusst wurde, dass mit den Rentieren keine vernünftige Vereinbarung zu treffen war. Für den Weihnachtsabend engagierte er also eine Horde preisgünstiger chinesischer Wasserbüffel.
Am morgen des Vierundzwanzigsten rief Knecht Ruprecht an und meldete sich für den Abend krank. „Schwere Grippe“, sagte er am Telefon. Er klang auch wirklich schlimm. Der Weihnachtsmann machte sich aber nichts daraus, Knecht Ruprecht war die Jahre zuvor auch schon krank gewesen. Und da war er gut ohne ihn zurecht gekommen. Insgeheim hatte er schon daran gedacht, Ruprechts Arbeitsverhältnis ganz aufzulösen. Nach Weihnachten würde er genauer darüber nachdenken, nahm sich der Weihnachtsmann vor.
Schließlich war es also so weit: Der Weihnachtsmann verabschiedete sich von seiner Weihnachtsfrau, die ihm viel Spaß wünschte und ihn ermahnte, doch bitte vorsichtig zu fliegen, „es könnte glatt sein“. Dann schwang er sich auf seinen Schlitten, welcher sich durch die Kraft zwölf chinesischer Wasserbüffel schon bald in die sternklare Weihnachtsnacht erhob.
Zunächst war alles wie gewohnt. Über Asien, wo man sich artig für die Gaben bedankte, ging es nach Skandinavien, wo man sich ebenfalls sehr erfreut über die Geschenke zeigte. Doch dann standen Mittel- und Westeuropa auf dem Programm. Dort erlebte der Weihnachtsmann einen Empfang, den man bestenfalls als „frostig“ bezeichnen konnte: wo er auch hinkam, überall mäkelten die Kinder an ihren teuren Geschenken herum, dass sei doch blöd, dass sei doch gar nicht das, was sie sich gewünscht hätten, Mami, Mami, usw. Bei einem Kind, dass sich auf ganz besonders penetrante Weise über seine Geschenk ärgerte, platzte dem Weihnachtsmann schließlich der Kragen. Er kramte aus seinen Unterlagen den Wunschzettel des Kindes hervor und listete erbost die sündhaft teuren Einträge auf, die er, der Weihnachtsmann, in der Tat berücksichtigt habe und schrie das Kind an, was es sich eigentlich erlaube, jetzt so undankbar zu sein. Da weinte das Kind herzzerreißend laut auf und die erboste Mutter warf den verdatterten Weihnachtsmann aus dem Haus.
Nach Europa kam Amerika und dort ging es genau so weiter. Die unzufriedenen Kinder häuften sich und der Weihnachtsmann wurde immer trauriger. Als schließlich ein Kind seinen umfangreichen Geschenkhaufen unausgepackt in Flammen setzte und dafür von seiner Mutter mit den Worten „Unser kleiner Henry-Bartholomäus hat aber auch immer die putzigsten Ideen!“ gelobt wurde, reichte es dem Weihnachtsmann. „Du kannst mich mal, verrückte Welt.“, rief er aus und trat frustriert den verfrühten Heimflug an.
Doch der Abend hatte für den Weihnachtsmann seinen negativen Höhepunkt noch gar nicht erreicht. Als er nach Hause kam, begrüßte ihn seine Weihnachtsfrau auf eine bemerkenswerte Art: „Schatz, du bist schon da?“ Der Weihnachtsmann wurde sofort hellhörig, wusste er doch nur zu gut aus dem Fernsehen, dass dies die klassische Begrüßungsformel untreuer Ehemänner und –frauen war, wenn die/der Geliebte noch im Kleiderschrank saß. Und tatsächlich: in besagtem Kleiderschrank saß Knecht Ruprecht in Boxershorts und grinste frech: „Hallo Chef.“ Damit war das Maß voll. Der Weihnachtsmann verließ wortlos sein Haus und flog ziellos und von tiefem Kummer erfüllt davon. Er blieb von diesem Moment an verschwunden.
Zwei Wochen später erreichte die Vereinten Nationen ein Brief, in dem der Weihnachtsmann seinen Rücktritt mit sofortiger Wirkung bekannt gab und erklärte, dass er genug von streikenden Rentieren, untreuen Frauen und vor allem von jammernden Kindern habe. Die Menschen sollten sich doch in Zukunft gefälligst selbst um Weihnachten kümmern, wenn ihnen denn überhaupt noch etwas daran läge. Er, der Weihnachtsmann, mache erst einmal eine Kreativpause.
Die Staats- und Regierungschefs der weihnachtsfeiernden Länder kamen daraufhin zu einer Sondersitzung zusammen, auf der heftig über die Zukunft des Weihnachtsfestes gestritten wurde. Ergebnis der Konferenz war schließlich, dass sich die Menschen in Zukunft selbst gegenseitig zu beschenken hätten. Und so ist es dann bis zu diesem Jahr geblieben.
Doch dann...
2003 – The Weihnachtsmann feels the old fire
Wie gesagt, niemand wusste über den Verbleib des Weihnachtsmannes bescheid. Es sei nur so viel gesagt: nach jener denkwürdigen Nacht folgten viele Jahre eremitischer Einsamkeit in einer nordkaukasischen Berghütte. Diese Zeit war vor allem vom Verzehr chinesischen Büffelfleisches gekennzeichnet. Im Herbst 2003 jedoch, da hatte der Weihnachtsmann die Herde komplett verputzt. Und überhaupt: Seine alten Narben aus jener Nacht waren verheilt. Er wollte mal wieder raus, unter Leute. Er begab sich also auf Wanderschaft, traf viele Menschen, übernahm hier und dort einen Aushilfsjob und kam nach einer Weile irgendwie – die Wege des Weihnachtsmannes sind unergründlich – nach Deutschland. Es war dies die Zeit, als er beschloss, sich doch einmal als ganz normaler Erdenbürger zu versuchen. Wo konnte er damit besser anfangen, als im schönen Deutschland. Um die Geschichte abzukürzen: Der Weihnachtsmann bezog eine schönes Appartement in Berlin und wurde Leiter einer Filiale einer großen Kaufhauskette (dort hatten seine Qualifikationen großen Eindruck gemacht).
Unvermeidbarerweise kam der Weihnachtsmann in den nächsten Wochen mit dem „modernen Weihnachtsfest“ in Kontakt, das zu seinem großen Entsetzen nur noch aus Konsum und schönen Worten zu bestehen schien. Überall wurde gekauft was das Zeug hielt und doch beschwerten sich alle, dass ja doch nicht gekauft genug gekauft werde, und überhaupt, dass es abwärts gehe und dass zu allem Überfluss auch noch auf hohem Niveau gejammert werde. Das stimmte den Weihnachtsmann alles sehr traurig, schließlich ging es am Kern des schönen guten alten Weihnachtsfestes vorbei. Der Weihnachtsmann fühlte sich schlecht, dass er sein Fest so im Stich gelassen hatte, und dann auch noch aus so egoistischen Gründen wie den mickrigen persönlichen Verletzungen, die er damals erlitten hatte. Er spürte, dass die Menschen ihn brauchten, dass es so nicht weitergehen konnte. Endgültig sicher wurde er in seinen Absichten in der Weihnachtsnacht 2003, die für ihn sehr langweilig und einsam verlief (schließlich kannte er ja niemanden außer der Weihnachtsfrau, die auf seine versöhnliche Weihnachtskarte aber nicht geantwortet hatte).
Ja, beschloss er daraufhin, er musste zurück ins Geschäft, auf dass allen Menschen wieder das zukam, was sie sich sehnlichst wünschten. Er kehrte in seine alte Heimat zurück, schloss Frieden mit den Rentieren (die Gewerkschaftsführer Rudolph entmachtet hatten und wieder in vollstem Einverständnis mit dem Kalender lebten) und bereitete alles fürs große Fest vor. Voller Ungeduld wartete der Weihnachtsmann auf Weihnachten 2004.
2004 – The glorious return of the Weihnachtsmann?
Wir werden es ja heute erleben…
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Frohe Weihnachten euch allen.
A long time ago – The retirement of the Weihnachtsmann
Eigentlich war alles vorbereitet, wie all die Jahre zuvor auch. Die Engel hatten eifrig Geschenke gesammelt, in große Säcke gepackt und auf den Schlitten geladen. Der Weihnachtsmann erwartete voller Vorfreude den Weihnachtsabend. Doch am Dreiundzwanzigsten zogen dunkle Wolken auf, am Himmel seiner heilen Nikolaus-Welt. Die Rentiere hatten beschlossen zu streiken. Am Weihnachtsabend. Der Weihnachtsmann war entsetzt, vor allem, als er erfuhr, was die Forderungen der Rentiere waren: „Ihr wollt eine bessere Bezahlung und mehr Urlaubstage?“, fuhr der Weihnachtsmann die streikende Meute an. „Mehr Urlaubstage? Ihr habt doch das ganze Jahr frei! Wann wollt ihr denn da noch Urlaubstage haben? Am Vierundzwanzigsten?“ Rudolph, das Rentier mit der roten Nase (und seit Neuestem auch mit dem rotem Schal), trat vor und erklärte das Anliegen der Rentiere genauer: „Es ist ja nicht so, dass wir gar nicht mehr arbeiten wollten. Natürlich sind wir bereit, am Vierundzwanzigsten mit vollem Einsatz an der Verteilung der Geschenke mitzuwirken. Aber nur, wenn zwischen den Weihnachtsfesten mehr Urlaubstage liegen. Wir fordern deshalb die Einführung eines dreizehnten Kalendermonats im Jahr. Und eine bessere Bezahlung.“ Als der Weihnachtsmann die Frechheiten hörte, die Rudolph ihm da vortrug, schäumte er vor Wut: „Ihr habt sie doch nicht mehr alle. Einen dreizehnten Kalendermonat?“ Fast hätte er noch ein aggressives „Bin ich denn der Weihnachtsmann?“ hinzugefügt, doch ihm wurde rechtzeitig bewusst, dass das seine Verhandlungsposition deutlich geschwächt hätte.
In der Folge wurde also tatsächlich verhandelt, doch die Rentiere waren von ihren Anliegen nicht abzubringen. „Na gut, ich bin nicht auf euch angewiesen. Es gibt einen ganzen Haufen anderer Tiere, die wild darauf sind, euren Job zu übernehmen.“, sagte der Weihnachtsmann, als ihm bewusst wurde, dass mit den Rentieren keine vernünftige Vereinbarung zu treffen war. Für den Weihnachtsabend engagierte er also eine Horde preisgünstiger chinesischer Wasserbüffel.
Am morgen des Vierundzwanzigsten rief Knecht Ruprecht an und meldete sich für den Abend krank. „Schwere Grippe“, sagte er am Telefon. Er klang auch wirklich schlimm. Der Weihnachtsmann machte sich aber nichts daraus, Knecht Ruprecht war die Jahre zuvor auch schon krank gewesen. Und da war er gut ohne ihn zurecht gekommen. Insgeheim hatte er schon daran gedacht, Ruprechts Arbeitsverhältnis ganz aufzulösen. Nach Weihnachten würde er genauer darüber nachdenken, nahm sich der Weihnachtsmann vor.
Schließlich war es also so weit: Der Weihnachtsmann verabschiedete sich von seiner Weihnachtsfrau, die ihm viel Spaß wünschte und ihn ermahnte, doch bitte vorsichtig zu fliegen, „es könnte glatt sein“. Dann schwang er sich auf seinen Schlitten, welcher sich durch die Kraft zwölf chinesischer Wasserbüffel schon bald in die sternklare Weihnachtsnacht erhob.
Zunächst war alles wie gewohnt. Über Asien, wo man sich artig für die Gaben bedankte, ging es nach Skandinavien, wo man sich ebenfalls sehr erfreut über die Geschenke zeigte. Doch dann standen Mittel- und Westeuropa auf dem Programm. Dort erlebte der Weihnachtsmann einen Empfang, den man bestenfalls als „frostig“ bezeichnen konnte: wo er auch hinkam, überall mäkelten die Kinder an ihren teuren Geschenken herum, dass sei doch blöd, dass sei doch gar nicht das, was sie sich gewünscht hätten, Mami, Mami, usw. Bei einem Kind, dass sich auf ganz besonders penetrante Weise über seine Geschenk ärgerte, platzte dem Weihnachtsmann schließlich der Kragen. Er kramte aus seinen Unterlagen den Wunschzettel des Kindes hervor und listete erbost die sündhaft teuren Einträge auf, die er, der Weihnachtsmann, in der Tat berücksichtigt habe und schrie das Kind an, was es sich eigentlich erlaube, jetzt so undankbar zu sein. Da weinte das Kind herzzerreißend laut auf und die erboste Mutter warf den verdatterten Weihnachtsmann aus dem Haus.
Nach Europa kam Amerika und dort ging es genau so weiter. Die unzufriedenen Kinder häuften sich und der Weihnachtsmann wurde immer trauriger. Als schließlich ein Kind seinen umfangreichen Geschenkhaufen unausgepackt in Flammen setzte und dafür von seiner Mutter mit den Worten „Unser kleiner Henry-Bartholomäus hat aber auch immer die putzigsten Ideen!“ gelobt wurde, reichte es dem Weihnachtsmann. „Du kannst mich mal, verrückte Welt.“, rief er aus und trat frustriert den verfrühten Heimflug an.
Doch der Abend hatte für den Weihnachtsmann seinen negativen Höhepunkt noch gar nicht erreicht. Als er nach Hause kam, begrüßte ihn seine Weihnachtsfrau auf eine bemerkenswerte Art: „Schatz, du bist schon da?“ Der Weihnachtsmann wurde sofort hellhörig, wusste er doch nur zu gut aus dem Fernsehen, dass dies die klassische Begrüßungsformel untreuer Ehemänner und –frauen war, wenn die/der Geliebte noch im Kleiderschrank saß. Und tatsächlich: in besagtem Kleiderschrank saß Knecht Ruprecht in Boxershorts und grinste frech: „Hallo Chef.“ Damit war das Maß voll. Der Weihnachtsmann verließ wortlos sein Haus und flog ziellos und von tiefem Kummer erfüllt davon. Er blieb von diesem Moment an verschwunden.
Zwei Wochen später erreichte die Vereinten Nationen ein Brief, in dem der Weihnachtsmann seinen Rücktritt mit sofortiger Wirkung bekannt gab und erklärte, dass er genug von streikenden Rentieren, untreuen Frauen und vor allem von jammernden Kindern habe. Die Menschen sollten sich doch in Zukunft gefälligst selbst um Weihnachten kümmern, wenn ihnen denn überhaupt noch etwas daran läge. Er, der Weihnachtsmann, mache erst einmal eine Kreativpause.
Die Staats- und Regierungschefs der weihnachtsfeiernden Länder kamen daraufhin zu einer Sondersitzung zusammen, auf der heftig über die Zukunft des Weihnachtsfestes gestritten wurde. Ergebnis der Konferenz war schließlich, dass sich die Menschen in Zukunft selbst gegenseitig zu beschenken hätten. Und so ist es dann bis zu diesem Jahr geblieben.
Doch dann...
2003 – The Weihnachtsmann feels the old fire
Wie gesagt, niemand wusste über den Verbleib des Weihnachtsmannes bescheid. Es sei nur so viel gesagt: nach jener denkwürdigen Nacht folgten viele Jahre eremitischer Einsamkeit in einer nordkaukasischen Berghütte. Diese Zeit war vor allem vom Verzehr chinesischen Büffelfleisches gekennzeichnet. Im Herbst 2003 jedoch, da hatte der Weihnachtsmann die Herde komplett verputzt. Und überhaupt: Seine alten Narben aus jener Nacht waren verheilt. Er wollte mal wieder raus, unter Leute. Er begab sich also auf Wanderschaft, traf viele Menschen, übernahm hier und dort einen Aushilfsjob und kam nach einer Weile irgendwie – die Wege des Weihnachtsmannes sind unergründlich – nach Deutschland. Es war dies die Zeit, als er beschloss, sich doch einmal als ganz normaler Erdenbürger zu versuchen. Wo konnte er damit besser anfangen, als im schönen Deutschland. Um die Geschichte abzukürzen: Der Weihnachtsmann bezog eine schönes Appartement in Berlin und wurde Leiter einer Filiale einer großen Kaufhauskette (dort hatten seine Qualifikationen großen Eindruck gemacht).
Unvermeidbarerweise kam der Weihnachtsmann in den nächsten Wochen mit dem „modernen Weihnachtsfest“ in Kontakt, das zu seinem großen Entsetzen nur noch aus Konsum und schönen Worten zu bestehen schien. Überall wurde gekauft was das Zeug hielt und doch beschwerten sich alle, dass ja doch nicht gekauft genug gekauft werde, und überhaupt, dass es abwärts gehe und dass zu allem Überfluss auch noch auf hohem Niveau gejammert werde. Das stimmte den Weihnachtsmann alles sehr traurig, schließlich ging es am Kern des schönen guten alten Weihnachtsfestes vorbei. Der Weihnachtsmann fühlte sich schlecht, dass er sein Fest so im Stich gelassen hatte, und dann auch noch aus so egoistischen Gründen wie den mickrigen persönlichen Verletzungen, die er damals erlitten hatte. Er spürte, dass die Menschen ihn brauchten, dass es so nicht weitergehen konnte. Endgültig sicher wurde er in seinen Absichten in der Weihnachtsnacht 2003, die für ihn sehr langweilig und einsam verlief (schließlich kannte er ja niemanden außer der Weihnachtsfrau, die auf seine versöhnliche Weihnachtskarte aber nicht geantwortet hatte).
Ja, beschloss er daraufhin, er musste zurück ins Geschäft, auf dass allen Menschen wieder das zukam, was sie sich sehnlichst wünschten. Er kehrte in seine alte Heimat zurück, schloss Frieden mit den Rentieren (die Gewerkschaftsführer Rudolph entmachtet hatten und wieder in vollstem Einverständnis mit dem Kalender lebten) und bereitete alles fürs große Fest vor. Voller Ungeduld wartete der Weihnachtsmann auf Weihnachten 2004.
2004 – The glorious return of the Weihnachtsmann?
Wir werden es ja heute erleben…
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Frohe Weihnachten euch allen.
Freitag, 24. Dezember 2004, 17:54, von drbierkrug |
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