Selbst schuld
Vorfreude ist die schönste Freude, sagt man. Unerfüllte Vorfreude kann aber sehr frustrierend sein. Das musste neulich mein Freund Grönehageler feststellen. Zur Erklärung: Grönehageler ist ein sehr genügsamer, zurückhaltender und zurückgezogener Mensch. Er lebt alleine und arbeitet wie viele andere Alltagshelden bei einer Bank. Und: er hat bemerkenswerte Essgewohnheiten. Grönehageler macht sich nämlich eine besondere Freude daraus, Essen aus Konservendosen zu konsumieren, dessen Haltbarkeit beinahe abgelaufen ist. So kam er zu seinem Hobby, dem Konservensammeln. Damit er die vielen jahrealten Konserven bis kurz vor ihren Verfall lagern kann, hat er sich einen Kellerraum angemietet. Dort stehen aber mittlerweile so viele alte Lebensmittel herum, dass er hin und wieder den Überblick verliert.
Und so begab es sich, dass Grönehageler vor kurzem mit Entsetzen feststellen musste, dass eine Dose Bohnen, die er an diesem Tag zu verspeisen gedacht hatte, abgelaufen war. Schon einen ganzen Monat. Ausgerechneterweise war es auch noch seine Lieblingsdose gewesen, eine Dose, die er drei Jahre zuvor teuer erstanden und seither in Ehren gehalten hatte, geduldig ihrem Verputz harrend. Es war in der Tat seine erste Konserve gewesen, die Konserve, die er bis zu diesem Zeitpunkt am längsten aufbewahrt hatte. Und nun war sie abgelaufen. Grönehageler war niederschlagen. Seine Vorfreude war dahin, in Frust umgeschlagen. Was ihn am Meisten an der ganzen Sache deprimierte, war aber die Tatsache, dass er sich einen ganzen Monat lang auf die Dose gefreut hatte, obwohl sie schon abgelaufen war, dass er also einen ganzen Monat lang ein nun völlig unbegründetes Gefühl des Optimismus und der Freude verspürt hatte. Dass er so lange Zeit eine Erwartungshaltung eingenommen hatte, die mit der Realität nicht zu begründen war, das war zuviel für ihn.
Da stand er nun, Grönehageler, und wusste nicht, was er mit der Dose Bohnen tun sollte. Die Dose einfach weiter aufheben, bis in alle Ewigkeit? Wegwerfen? Etwa doch essen? Er entschied sich voller Mut für das Essen. Natürlich erlitt er eine schwere Lebensmittelvergiftung. Heute liegt er hochgradig unglücklich in einer Klinik und seine Genesung will nicht recht voranschreiten. Ich hätte es für weiser gehalten, die Dose wegzuwerfen, aber vielleicht kann ich das "einfach nicht verstehen". Vielleicht sollte ich mir auch einfach nur andere Freunde als Typen wie Grönehageler suchen.
Und so begab es sich, dass Grönehageler vor kurzem mit Entsetzen feststellen musste, dass eine Dose Bohnen, die er an diesem Tag zu verspeisen gedacht hatte, abgelaufen war. Schon einen ganzen Monat. Ausgerechneterweise war es auch noch seine Lieblingsdose gewesen, eine Dose, die er drei Jahre zuvor teuer erstanden und seither in Ehren gehalten hatte, geduldig ihrem Verputz harrend. Es war in der Tat seine erste Konserve gewesen, die Konserve, die er bis zu diesem Zeitpunkt am längsten aufbewahrt hatte. Und nun war sie abgelaufen. Grönehageler war niederschlagen. Seine Vorfreude war dahin, in Frust umgeschlagen. Was ihn am Meisten an der ganzen Sache deprimierte, war aber die Tatsache, dass er sich einen ganzen Monat lang auf die Dose gefreut hatte, obwohl sie schon abgelaufen war, dass er also einen ganzen Monat lang ein nun völlig unbegründetes Gefühl des Optimismus und der Freude verspürt hatte. Dass er so lange Zeit eine Erwartungshaltung eingenommen hatte, die mit der Realität nicht zu begründen war, das war zuviel für ihn.
Da stand er nun, Grönehageler, und wusste nicht, was er mit der Dose Bohnen tun sollte. Die Dose einfach weiter aufheben, bis in alle Ewigkeit? Wegwerfen? Etwa doch essen? Er entschied sich voller Mut für das Essen. Natürlich erlitt er eine schwere Lebensmittelvergiftung. Heute liegt er hochgradig unglücklich in einer Klinik und seine Genesung will nicht recht voranschreiten. Ich hätte es für weiser gehalten, die Dose wegzuwerfen, aber vielleicht kann ich das "einfach nicht verstehen". Vielleicht sollte ich mir auch einfach nur andere Freunde als Typen wie Grönehageler suchen.
Sonntag, 12. Dezember 2004, 12:07, von drbierkrug |
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