Oberchaoten
China fasziniert mich ja total. Wahrscheinlich habe ich deshalb in der Bücherei meines Vertrauens Wang Shuos Buch "Oberchaoten" ausgeliehen, dass das Leben der aufmüpfigen und verkommenen Jugend im kapitalistisch werdenden China beschreibt. Ja, das Buch bietet einen wirklich guten Einblick in diese uns doch so fremde Gesellschaft.

Herrlichste Szene: Ein paar Freunde beschließen, Schriftsteller zu werden. Einer wird Modernist, ein anderer will sich als Kritiker versuchen und der Ich-Erzähler schließlich wird dazu bestimmt, regimetreuer Dichter zu werden, damit ihn der Staat finanziert. Die Frau des Ich-Erzählers ist davon gar nicht begeistert und fragt, warum denn ausgerechnet er der Arschkriecher werden müsse. Der Ich-Erzähler fragt verwundert, was sie denn gegen Arschkriecherei habe und sie antwortet, dass sie im Grunde nichts dagegen habe. Er solle nur lieber bei jemandem Arschkriechen, der Geld habe, und nicht beim Staat.

Auch keine schlechte Szene: Eine reich verheiratete ältere Dame will eine Vase in einem staatlichen Geschäft nicht kaufen, weil sie ihr "zu billig" sei. Könne man denn da nicht etwas mit dem Preis heraufgehen, fragt sie den Verkäufer. Dieser muss sie jedoch enttäuschen, weil eine Preiserhöhung nur von zentraler Stelle aus möglich sei.

Eine uneingeschränkte Empfehlung möchte ich für dieses Buch aussprechen, dass sich allerdings wesentlich besser lesen und verstehen lässt, wenn man die Regeln von Mahjongg beherrscht (Kann mir das mal jemand erklären?). Ohne geht es aber auch.
Dienstag, 19. Oktober 2004, 14:28, von drbierkrug | |comment | Siehe auch: Rezension